Das
Setzen meiner selbst liegt gewissen Dingen zu Grunde, ist mit ihnen
vereinigt. Das Setzen meiner selbst bei der Anschauung ist ein Gefühl
von mir selbst. Im Gefühl von mir selbst ist offenbar nicht anderes
vorhanden, als auch ein Gefühl, ich fühle mich und fühle mich als
beschränkt. Ich fühle //81// mich, und indem ich fühle, schaue ich nicht an und denke nicht, ich bin dann nur für mich in [dem] und durch das Gefühl.
Aus
dieser Beschränktheit des Gefühls reiße ich mich los durch ideale
Tätigkeit, aber das losreißende Ich ist das, was beschränkt ist. Auf die
Weise, wie ich beschränkt bin für mich, muss ich auch das Losreißende
sein für mich. Also das Selbstbewusstsein ist das C, in welchem beides
aneinander gehalten wird. Nur durch das fortdauernde Gefühl meiner
selbst werden Gefühl und Anschauung synthetisch vereinigt.
Ich fühle in der Anschauung mich bloß tätig; das dem Anschauen Entgegengesetzte muss außer mir gesetzt werden und wird sonach zum NichtIch, zu einem nur Begrenzenden. Dass es ein NichtIch sei, sehen wir nur hier von dem philosophischen Gesichtspunkte, es ist bloß ein Begrenzendes. Das Ich ist nicht aus sich selbst herausgegangen. Meine eigene Beschränktheit ist es, welche angeschaut wird, aber sie wird nicht angeschaut als die Meinige, sie wird nicht auf mich bezogen. Ich bin das gefühlte Subjekt der Anschauung, und qualis talis (als solches) tätig. Die Beschränktheit ist das, wodurch die ideale Tätigkeit ideale Tätigkeit wird.
In der Anschauung bin ich nicht [nicht ich] das Angeschaute, nicht das Objekt, sondern das Subjekt der Anschauung. Das Anschauen [ist], im Gegensatz mit dem Gefühl, Tätigkeit. Mit dem Anschauen ist Selbstgefühl verknüpft. Im Anschauen fühle ich mich als tätig. Was ist nun das Objekt? Es ist nichts anderes als das Gefühl selbst, das Gefühl meiner Beschränktheit. Aber diese Beschränktheit wird nicht gesetzt als die meinige. Das Objekt wird gesetzt außer mir, NichtIch; es ist entge-//82//gengesetzt dem Ich, aber auf dieses Entgegengesetzte wird nicht gemerkt, es wird nicht auf mich bezogen.
Oben wurde gesagt: Gegebensein des Stoffs für das ganze Ich ist Unsinn. Dem Ich kann nichts gegeben werden, es hat kein Glied, an welches das Gegebene angeknüpft werden könnte.
Wenn es nun doch etwas geben soll für das Ich, so müsste es außer der allgemeinen Sphäre, in die es sich verschließt, noch eine engere haben. Das Vermögen, für welches etwas da ist, ist die Intelligenz. Diese setzt sich hintennach besonders als Ich. Die ganze Welt ist in unserer allgemeinen Sphäre, man muss in diese eine kleinere setzen; wenn diese nun für das Ich angesehen wird, so gibt es etwas, was außer dem Ich ist.
Eine solche engere Sphäre wird nun hier nachgewiesen. In der Anschauung fühlt das Ich sich nur als tätig; das Leiden des Ich wird ausgeschlossen, und so wird ein Objekt möglich.
Durch dieses Anschauen wird mein Zustand verändert. Ich werde frei und tätig, da [während] ich im Gefühle leidend bin. Da alles Leiden aber doch bleibt, so wird es ein Objekt. Änderung in diesem Etwas muss sich bloß aus meiner Freiheit in der Anschauung erklären lassen.
Gefühl und Anschauung sind in demselben Momente und Zustand synthetisch vereinigt; dies ist ohne das andere nicht. Was Objekt des Gefühls ist, ist dasselbe, was es in der Anschauung ist auf dem philosophischen Gesichtspunkt; aber für das Ich ist es zweierlei, weil das Ich verschieden betrachtet wird. Einmal ist das Ich leidend, und dann ist es Gefühl der Beschräntheit; einmal ist es tätig, dann ist das Gefühlte Objekt. Kurz, die Anschauung ist das Gefühlte, nur bleibt es als Objekt der Anschauung kein Gefühltes, sondern ein Angeschautes, Gesehenes, nicht auf das Ich bezogen. Im Bewusstsein erst wird es wieder auf das Ich bezogen.
//83// So lässt sich auch erklären die synthetische Vereinigung der aus dem Gefühl genommenen Prädikate mit den Prädikaten, die aus der Anschauung genommen sind, welche außerdem sich nicht erklären ließen. Ich schmecke etwas Süßes und setze ein Stück Zucker; nun sage ich: Der Zucker ist süße. Hier wird das Gefühl auf einen Gegenstand der Anschauung übertragen, und beide werden in demselben Moment vereinigt.
Das Ich wird bloß gefühlt in dieser Lage, nicht aber angeschaut. Es kommt also kein Anschauen als solches im Bewusstsein vor. Das Ich verliert sich selbst im Objekte der Anschauung. Oder, wie Kant sagt: Die Anschauung ist blind. Sonach in der Anschauung schwebt mir etwas unmittelbar vor. Ich frage nicht, woher es komme, das Objekt ist einmal da und ist schlechthin da. Dem Anschauen wird es so; nun kommt das Anschauen nicht zum Bewusstsein, mithin ist das Objekt auf dem gemeinen Gesichspunkte unmittelbar da. So kommt das Objekt unmittelbar im Bewusstsein vor. Eine Philosophie, die das leugnet, ist grundlos.
Eigentlich kommen wir zum Objekte so: Es ist in uns ein Gefühl vorhanden, wir sind begrenzt; aus der Begrenztheit schließen wir auf ein Begrenzendes außer uns. Aber dies ganze Verfahren ist unmittelbar.
An dieser Stelle erinnern wir uns an das, was Schiller den "ästhetischen Zustand" nannte: Im ästhetischen Zustand sei der Mensch "gleich Null". Die ästhetischen Qualitäten, die wir wahrnehmen, sind unmittelbar im 'Gefühl' - soweit die 'reale' Tätigkeit, die sich hier 'begrenzt' vorkommt. Hinzu tritt die 'ideale' Tätigkeit, die das Gefühl anschaut; doch an der Stelle hält sie inne - aus Freiheit: Die ideale Tätigkeit hält sich selbst zurück, mit andern Worten: der ästhetische Zustand tritt nur ein, wenn er beabsichtigt wird.
Ich finde mich beschränkt im Gefühle, aber ich kann nicht fühlen, ohne anzuschauen, und unmittelbar für die Anschauung ist das Objekt da. Hinterher kommen dergleichen Bestimmungen vor, dass das Objekt betrachtet wird als etwas auf uns Einfließendes; aber diese Bestimmungen kommen erst vor, wenn das Objekt schon da ist.
Das Etwas, welches dem Anschauenden vorschwebt, ist hier weder Bild noch Ding, es ist ohne alle Beziehung auf uns. Weder Bild noch Ding, sondern beides, es wird nachher in beide geschieden, es ist der Urstoff für beide, das unbegreifliche Etws ohne Beziehung auf uns. Auch im gemeinen Bewusstsein behaupten wir, dass die Dinge unmittelbar da sind.
Wir können hier die Anschauung noch nicht weiter charakterisieren, als dass sie sei etwas dem Ich Vorschwebendes und insofern NichtIch, wenn es nämlich auf das Anschauende bezogen werden könnte, nicht aber auf das ganze Ich, dass sie sei //84// etwas positiv Haltendes, dass ihr der Charakter des Seins zukomme, indem sie die gesamte Tätigkeit des Ich zur idealen macht.
Das Objekt wird nicht gefühlt, es ist bloß, indem ich anschauend bin, und im Anschauen fühle ich mich.
7) Unsere Aufgabe ist:
wie ist der Zweckbegriff möglich oder eine Anschauung, die für den
Zweckbegriff wenigstens den Stoff hergebe. Die bisher erklärte
Anschauung kann keine andere sein als die eines wirklichen Objekts, denn
sie gründet sich auf ein Gefühl der Beschränktheit. Wie könnte nun die
eines Möglichen der ersteren entgegengesetzt sein, mit was im Gefühle
könnte eine solche Anschauung zusammenhängen?
Ich kann mich nicht
begrenzt fühlen, ohne mich zugleich strebend zu fühlen, denn das Streben
ist ja das Begrenzte. Also das Gefühl eines Strebens, eines Dranges
müsste da sein. Sonach ist das Gefühl der Begrenztheit bedingt durch das
Gefühl eines Strebens, beides zusammen macht erst ein vollständiges
Gefühl aus. Hierdurch erhalten wir ursprünglich eine in der Sache
gegründete Verbindung Verschiedener im Ich. Woraus leicht aus einem, dem
Begrenzten, das Theoretische und aus dem andern, dem Streben, das
Praktische hervorginge. Da sie gleich ursprünglich verbunden sind, so
werden sie in der Folge nicht zu trennen sein, und so wird der tiefste
Grund gelegt: Keine Theorie ohne Praxis.
Der eigentliche Charakter der Anschauung kann nicht aufgehoben werden; wir haben aber einen Hang, ihn aufzuheben, weil im gemeinen Bewusstsein nie Anschauung, sondern immer Begriffe vorkommen.
Das Objekt der erstbeschriebnen Anschauung ist ein Begrenzendes, Begrenztheit des Ich, aber qualis talis kann sie nicht gesetzt werden, das Ich kommt nicht in der Anschauung vor. Es ist also etwas der Anschauung Vorschwebendes, ein bloßes Objekt ohne Subjekt. Diesem soll etwas entgegengesetzt werden, welches dasselbe negiert, dies ist also Objekt in der höchsten Bedeutung; etwas, worauf die ideale Tätigkeit sich bezieht, das aber nichts ist, woraus das Streben erklärt werden soll. Dies ist das Ideal.
Diese Anschauung ist leer, sie ist ein freies Schweben über dem Mannigfaltigen, welches das Ich nicht weiter kennt als //86// durch sein Schweben, es ist die Anschauung von einer Aufgabe, ein Objekt zu setzen.
Der Begriff des Ideals ist eine Idee. Sie ist ein Begriff von etws, das gar nicht begriffen werden kann, z. B. der Begriff von der Unendlichkeit des Raumes. Dies scheint ein Widerspruch zu sein, welcher so gelöst wird: Vom Objekte ist kein Begriff möglich, aber von der Regel, nach welcher er durch ein Fortschreiten hervorgebracht werden müsste, z. B. der unendliche Raum; jeder Raum, der aufgefasst wird, ist endlich, wir geben daher nur Acht, wie wir es machen würden, wenn wir den unendlichen Raum auffassen wollten. Man denke sich die Regel weg, so bleibt das Suchen übrig, und das ist das Objekt der Anschauung, von dem hier geredet wird.
Beschränkt ist die ideale Tätigkeit immer darin, dass sie ein Objekt hat, doch ist sie ohnerachtet ihrer Beschränktheit Tätigkeit, inneres Bilden, ein Machen in sich, ein innerliches Sich-Anschauen. Im ersten Fall ist sie beschränkt in Absicht des zu entwerfenden Begriffs, im zweiten Fall ist sie ganz frei, es ist kein Objekt, keine Regel gegeben, sondern nur ein Aufgabe. So fühlt das Ich sich in der Anschauung teils beschränkt, teils frei.
Aber das Ich kann sich nicht beschränkt fühlen, ohne sich auch frei zu fühlen et vice versa. Diese beiden Zustände sind nur wechselseitig durch einander bestimmbar. Beide Gefühle können nicht von einander getrennt sein. Beide Anschauungen, die des bestimmten Objekts und die des Ideals, sind notwendig mit einander vereinigt; es ist die eine ohne die andre nicht möglich.
Wir haben als Grundzustand abgeleitet ein Gefühl, an welches alles übrige geknüpft wird. Das Gefühl ist das erste un-//87//mittelbare Objekt unsrer Reflexion. Das Ich fühlt sich, und zwar ganz. Aber das Ich ist, wie wir wissen, praktisch und ideal, welches beides jetzt erst geteilt wird vermittelst des Gefühls. Das Ich fühlt sich zuvörderst praktisch, dies ist eigentlich das unmittelbare Gefühl, in welchem Gefühl der Beschränktheit und des Strebens vereinigt ist.
Aber das Ich fühlt sich ganz, also auch ideal und insofern anschauend, in welcher Anschauung nun abermals Beschränktheit und Streben vereinigt sein muss. Sonach finden sich da abermals vier Stücke: Gefühl der Beschränktheit, Gefühl des Strebens, Anschauung des bestimmten Objekts, Anschauung des Ideals. Diese vier Stück sind notwendig vereinigt, eins kann ohne das andere nicht sein.
§ 7
In wiefern die Anschauung auf die Begrenztheit geht - welche Begrenztheit dadurch, dass die Anschauung auf sie geht, bloßes Objekt ohne alle Beziehung auf ein Subjekt wird -, wird sie gefühlt als gebunden in der Darstellung des Objekts; aber ein solches Gefühl ist nicht möglich ohne ein entgegengesetztes der Freiheit. Die Anschauung wird sonach auch in anderer Rücksicht als frei gefühlt und ist in sofern Anschauung des Ideals.
1) Es gibt nach dem Obigen ein Mannigfaltiges des Gefühls, aber ein Gefühl ist eine bestimmte Beschränktheit, und es ist unmöglich, dass das Ich sich in derselben Rücksich als beschränkt fühle und sich auch nicht auf diese Weise beschränkt fühle; was allerdings sein würde, wenn in derselben Rücksicht ein Mannigfaltiges des Gefühls sein sollte. Das Ich wäre auf diese Art beschränkt und nicht beschränkt, das Ich wäre sich selbst entgegengesetzt; es bliebe keine Realität (Stoffheit). Sonach lässt sich ein solches Mannigfaltiges nur denken durch Veränderung des Zustands des Fühlenden. (Das Mannigfaltige darf kein simultanes, sondern muss ein sukzessives sein; dies wird erst deutlich, wenn die Zeit deduziert ist.)
Wie soll denn nun eine Veränderung der Zustands des Fühlenden möglich sein? Unsere bisherige Ansicht ist: Das Ich ist ursprünglich in gewisse Schranken eingeschlossen; daraus geht für das Ich hervor eine Welt. Das Ich kann mit absoluter Freiheit diese Schranken erweitern, dadurch verändert es seinen Zustand und damit auch seine Welt. Aber die Möglichkeit dieser Selbstbestimmung durch Freiheit ist noch nicht deduziert. Folglich kann hier die Rede davon noch nicht sein.
Verändert sich etwa der Zustand unserer Beschränktheit und die ihm korrespondierende Welt von selbst? Dies ist nicht zu erwarten, denn es gehört zum Charakter der Welt, dass sie nur ist, nicht wird, sie fängt keine Handlung an. Die Sache müsste so sein, dass schon in unserer Natur, in unserer Bestimmtheit ein Prinzip der Veränderung läge, so wie dies bei den Pflanzen und Tieren der Fall ist. - Tiefer unten wird sich so etwas finden. - Es verhalte sich wie es wolle, so darf ich hier diesem Postulate der Veränderung nur hypothetische Gültigkeit zuschreiben. Sollte sich aber zeigen, dass nur allein durch eine solche Annahme, und ohne sie nicht, das Bewusstsein erklärt werden könnte, dann hätte ich das Recht, sie kategorisch zu postulieren.
'Zum Charakter der Welt gehört, dass sie nur ist, nicht wird': Das wäre absurd, wenn von der Welt die Rede wäre, 'wie sie wirklich ist'. Hier ist aber die Rede davon, wie sie erstmals in der Vorstellung vorkommt, und zwar nicht die Welt in concreto, sondern eine 'Welt überhaupt'. Die setzt sich das Bewusstsein allerdings als schlechthin daseiend voraus.
Nota II.
[Gewiss wird sich das Ich seiner schließlich bewusst werden, indem es sich in seiner Vorstellung sich selbst 'entgegensetzt'. Aber wie kommt es dazu? Durch die Veränderlichkeit seines Zustands im Gefühl, die ist Bedingung.]
Vorderhand ists uns um die Vereinigung dieser verschiedenen Gefühle im Bewusstsein zu tun. Dies wird uns weiter führen.
Oben - Paragraph 6 - hatten wir eine ähnliche Frage aufgeworfen: wie das Mannigfaltige der Gefühle auf einander bezogen und unterschieden werden könne. Dies hat die materiale Schwierigkeit gelöst, aber nicht die formale: Worin werden denn die zwei Zustände vereinigt? Wenn ich sage: das Gefühl A, beziehe ich [es] auf meinen ganzen Zustand; so z. B.: Mein Zustand ist in A und B ganz, nur dass jetzt ein A, dann ein B abgerechnet ist - dann habe ich einen Faden, woran ich A und B festhalte; aber woran halte ich diesen Faden fest? Wir haben ein Was, aber kein Wie, das diesen Zustand festhält.
Es soll eine Synthesis erfolgen; dass sie wirklich geschieht - und also möglich war -, wissen wir, denn das ist unser Aussgangspunkt. Worin sie besteht, wissen wir jetzt auch. Aber wir wissen nicht, wie sie geschieht = wodurch sie möglich wurde.
Die Wissenschaftslehre soll nicht sein, wie Hegels Phänomenologie des Geistes, eine reale Entwicklungsgeschichte des Bewusstseins oder der Vernunft; sondern ein abstraktes Modell der Bedingungen ihrer Möglichkeit. Die müssen sämtlich im selben Momet da sei, wenn vernünftiges Bewusstsein werden soll.
Wir wollen vorläufig die Angabe [sic] genauer bestimmen. Es war oben und hier wieder die Rede von einem System der Sensi-//90//bilität überhaupt. Was ist nun dies? Die Gefühle selbst sind es nicht, denn sie sollen ja von ihm unterschieden und für das Ich erst möglich werden durch den Unterschied von [sic] und die Beziehung auf das System. Dieses System wäre also die Veränderlichkeit oder Affektibilität des Ich, und zwar als System, als etwas Erschöpftes, Ganzes, die ideale Tätigkeit Bindendes; die Summe der möglichen Veränderungen der Form nach, abstrahiert von allem Gehalte (das wird werden unser Leib als das System der Affektibilität und Spontaneität; von der ersteren ist hier nur die Rede).
Hier liegen offenbar mehrere Schreibfehler vor. In der ersten Zeile soll von der Vereinigung entgegengesetzter Zustände geredet werden. Im folgenden Satz ist es nichts Positives, denn nicht die Sensibilität, sondern das System ist gemeint. Und in der ersten Zeile des zweiten Absatzes soll wohl eine Aufgabe genauer bestimmt werden.
Bis hier waren die Gefühle eine Mannigfaltigkeit von Singularia, denen nur die Art und Weise, wie sie das Ich affizieren, gemeinsam war. Ihre Herkunft war ganz unklar, sie mochten vom Himmel gefallen sein. Abgeleitet waren sie nicht, aber real in jedem Fall. Ihre Herkunft muss ihrerseits 'hergeleitet' werden, nämlich re konstruiert aus dem Faktum des Gefühls.
Fichte leitet nicht aus einer vorausgesetzten Dualität von Geist und Leib einen Gegensatz von Fühlen und Denken ab, sondern leitet umgekehrt vom Platz des Gefühls in der Genesis des Bewusstseins den Leib her. Eine Dualität wird sich so voraussichtlich am Schluss nicht einstellen müssen.
Darum ist der Satz, das Ganze sei nichts als ein Verhältnis, nicht ontologisch zu verstehen wie bei Aristoteles, wo es 'mehr' sein soll als die 'Summe seiner Teile'; denn dieser Satz ist nicht vorstellbar, er müsste geglaubt werden, und das kommt für den Transzendentalphilosophen nicht in Frage.
Nota II.
Anschauen heißt Bestimmbares bestimmen. Welches Bestimmbare liegt hier vor? Nicht der Leib; der ist, und ist bestimmt. Und so der Zustand des Gesamtsystems der Sensibilität. Noch unbestimmt und also bestimmbar ist der Übergang zwischen zwei Zuständen: nicht das Übergehen in specie, sondern die ihm zu Grunde liegende Veränderlichkeit in genere. Sie ist das Bestimmbare am Leib, durch dessen Bestimmung der Leib für die Intelligenz werden kann. (War das zu rasant? Spätere Berichtigungen sind bei meinem Kommentaren immer vorbehalten.)
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