Dies wird wohl jeder durch die Erfahrung bestätigt finden, allein philosophisch ists nicht, denn man kann weiter fragen: Wie ists möglich, diesen Kraftaufwand selber zu messen, um etwas anderes danach messen zu können? Mit der Beantwortung dieser Frage beschäftigen wir uns in diesem Paragraphen. Sie hängt davon ab, dass wir die Vorstellung von Kraft völlig kennen, und wir kennen diese nur, wenn wir sie ableiten, wenn wir zeigen, wie sie in die Intelligenz kommt.
1) Die Vorstellung von Kraft lässt sich nur ableiten vom Bewusstsein des Wollens und der mit dem Wollen vereinigten Kausalität. Es ist also zuerst die Frage zu beantworten: Wie finden wir uns denn, wenn wir uns wollend finden und diesem Wollen eine Kausalität in der Sinnenwelt zuschreiben? Dieser Punkt kann nicht aus Begriffen abgeleitet werden; er ist ein nicht weiter abzuleitendes Unmittelbares, Erstes. - Man muss sich das Wollen überhaupt und die Form des Wollens reproduzieren und sich bei diesem Verfahren beobachten.
Zuvörstert:
Man denke sich deliberierend. Soll ich dieses oder jenes tun, oder ein drittes? In der Deliberation erscheinen diese gedachten Vorstellungen als in der Vorstellung ganz bestimmt. Ich denke mir diese Handlungen als möglich, vom Entschlusse abhängig, aber nur als möglich. Der Begriff der Handlung ist im Deliberieren noch über mehreren Handlungen schwebend; er ist noch auf keine bestimmte fixiert.
Man deliberiere nun nicht mehr, sondern fasse einen Beschluss, so erscheint das Gewollte als etwas, das sich allein zutragen soll. Das Wollen erscheint als eine kategorische Fo[r]derung, als ein absolutes Postulat an die Wirklichkeit. Im Deliberieren ist nur von der Möglichkeit die Rede [=von der Möglichkeit ist nur im Deliberieren die Rede, JE]; durch das Wollen soll etwas Neues, Erstes, vorher noch nicht Vorhandenes entstehen. Dieses ist aber doch schon idealiter dagewesen, denn im Deliberieren habe ich die möglichen Begebenheiten, die erfolgen konnten, an mein Wollen gehalten, aber nur problematisch.
Also lässt sich jenes Neue beschreiben, aber jetzt erst //124// losgelassen, indem es in der Deliberation noch zurückgehalten war. Das Wollen erscheint also als ein Hervorgehen, als eine freiwillige Beschränkung, indem man den Willen auf ein neues Objekt hinleitet. Im Deliberieren ist das Bestreben zerstreut und insofern kein Wollen. Die Konzentration dieses zerstreuten Strebens in einem Punkt heißt erst Wollen. Dies ist eine Folge aus dem oben aufgestellten Satz: Das Ich findet sich im Übergehen von der Unbestimmtheit zur Bestimmtheit. Nur in diesem Übergehen kann man sich seines Wollens bewusst werden.
Kant sagt zwar, dass man sie denken müsse, aber nicht wie und warum? Sie sind bei ihm Qualitates occultae, er behauptet: Es gibt keine Brücke von der sinnlichen zur übersinnlichen Welt. Dies kam daher, weil er in der Kritik der reinen Vernunft das Ich einseitig und nur das Mannigfaltige ordnend, nicht aber als produzierend dachte.
Die Wissenschaftslehre schlägt diese Brücke leicht. Nach ihr ist die intelligible Welt die Bedingung der Welt der Erscheinungen. Die letztere wird auf die erstere gebaut. Die erstere beruht auf ihrem eigentlichen Mittelpunkte, dem Ich, das nur //125// im Wollen ganz ist. Alle Vorstellungen gehen aus vom Denken des Wollens.
Dieser Begriff vom Wollen ist es, worauf alles Geistige (das im bloßen Denken bestehen soll) beruht, wodurch das Ich selbst geistig wird. Nach der vorigen Ansicht war das Ich körperlich, beide Ansichten müssen vereinigt werden.
Die wirkliche Transzententalphilosophie - "echter durchgeführter Kritizismus" - setzt das Ich jedoch als produzierend voraus; die Vorstellungen produzierend, versteht sich, aber mit Anderem hatte es auch Kant nicht zu tun.
Solche Begriffe könnte man auch reine Begriffe und das Vermögen dazu reine Vernunft nennen. Da die Wissenschaftslehre es mit dem ganzen Umfange des Bewusstseins zu tun hat, so muss sie nicht nur die Begriffe der Noumenen, sondern auch der Phaenomene darstellen.
Mit dieser Art des Wünschens haben wir es allein hier zu tun. Es ist etwas Bestimmtes, von allen Entgegengesetzten Verschiedenes. Mein Wollen schwebt nicht mehr, wie beim Deliberieren, über Entgegengesetzten; der Wunsch hält sein Objekt fest, es fehlt ihm bloß die Form des Wollens. Die Materie ist da, man will sich aber nur nicht dazu entschließen.
//126// Auch wird beim Wunsch das Objekt gefordert, nur wird es nicht unbedingt gefordert. Der Wunsch geht nicht bloß auf das Objekt des Wollens, das realisiert werden soll, sondern auch auf ein andres, das wegfallen soll.
Beim Wollen abstrahiere ich schlechthin von allem außer dem Gewollten, alles andere gebe ich auf; beim Wünschen ist noch immer etwas, das mich zuurückhält, Furcht von Anstrengung, Folgen etc. Das Wollen ist Konzentration des ganzen Menschen mit seinem ganzen Vermögen auf einen Punkt. Das richtige Bild davon ist der Akt der angestrengten Aufmerksamkeit.
(Es gibt viele, die mit offenen Augen träumen, mit ihren Gedanken regellos herumschweifen, von einem aufs andere kommen. Soll etwas Gutes und Rechtes werden, so muss man bestimmt eins nach dem andren denken und alles miteinander verknüpfen.)
Das Objekt des Wollens ist eine bestimmte Reihe des Handelns und Empfindens. Ich will etwas heißt: Der Zustand des Gefühls, das gegenwärtig vorhanden ist, soll anders werden.
Nun aber gibt es zwischen den Momente A und B keinen Sprung; es muss ein allmähliger Übergang sein, weil sonst die Einheit des Bewusstseins aufhören und ich nicht derselbe sein würde.
Im Wollen wird eine bestimmte Richtung gedacht, und auf diese Richtung wird alles Denken geworfen, und es wird der Einbildungskraft nicht erlaubt abzuschweifen; beim Wünschen wird zwar auch eine Richtung gedacht, aber der Einbildungskraft wird erlaubt anzuschweifen.
Daher nun, von diesem Nötigen und Zwingen der Einbildungskraft, sich nur hierauf zu richten, kommt der Begriff von Kraft, der mit dem Willen vereinigt ist. Es ist nicht möglich, sich den Willen zu denken, ohne sich zugleich einen Anstoß, eine Anwendung von Gewalt zu denken. Das Wollen ist wahres inneres Wirken, Wirken auf sich selbst. Das herumschweifende Denken wird ergriffen und auf einen Punkt beschränkt.
Diese Vorstellung vom inneren Wirken kommt im Bewusst-//127//sein vor als etwas zwischen Gefühl und Gedanken Schwebendes, man könnte es nennen ein intelligibles Gefühl. Wenn die Einbildungskraft sich selbst überlassen bleibt, so schweift sie sie herum, und es kostet innere Anstrengung, sie zu binden.
Wenn man von dem metaphysischen Dogma von den zwei Substanzen, einer res extensa und einer res cogitans ausginge, wäre das ein atemberaubendes Kunststück: Wie stellt es die res extensa an, in die res cogitans vorzudringen? Doch in der Wissenschaftslehre, die den Gang des Bewusstseins zuerst rein phänomenal verfolgt, wurde eine solche Voraussetzung nicht gemacht. (Ihr Gegenstand ist die Vorstellung, und dort kam jene bislang nicht vor.)
Das Faktum der Konzentration unserer Aufmerksamkeit - denn davon ist hier die Rede - lässt sich nicht leugnen, ob man es nun erklären kann oder nicht. Aufmerken ist reflektieren und abstrahieren in Einem. Der elementarste Bewusstseinsakt ist: auf mein Gefühl achtgeben. Es ist die Stelle, wo ein empirisches Selbst zu einem vernünftigen Ich wird.
Nota II.
Da sagt er ziemlich unverhohlen: Der Begründer der Vernunftkritik hat die Vernunft nicht genau gekannt.Da hat er Recht. Ohne diese Fähigkeit der Selbstaffektion wäre die Vernunft ohnmächtig. Aber eine Vernunft ohne Macht ist keine. - Tatsächlich ist Kant über das Verhältnis des realen Selbst zum transzendentalen Ich mit sich nicht im Reinen; nämlich nicht über das Wollen als Bestimmungsgrund des letzteren.
Der Zustand meines Gemüts verändert sich, wenn ich eine Kausalität wahrnehme. Es ist eine stete Fortbewegung von A zu B, in der kein Sprung, kein Hiatus ist. Wenn ich die ge-//128//samte Masse des Gefühls als ein Linie denke, so werde ich keine zunächst liegende[n] zwei Punkte finden, die ganz entgegengesetzt wären. Nehme ich aber Teile heraus, so sind diese im Ganzen immer entgegengesetzt; z. B. der Zustand des Gefühles, zu folge dessen ich annehmen muss, A sei roher Marmor, verändere ich so, dass ich zufolge des Gefühls A als eine Bildsäule annehmen muss.
Dies ist ziemlich ungreiflich, allein es ist auch nicht Sache des Begreifens (des Denkens), sondern des Anschauens, und wurde nur durch die Einbildungskraft so, wie sich das bei der Deduktion der Zeit ergeben wird.
Der Fortgang soll stetig sein, weil sonst die Einheit des Bewusstseins aufgehoben würde, und sonach bliebe das Bewusstsein, weil das Bewusstsein Einheit ist [sic]. Nun aber sind die Gefühle als solche entgegengesetzt und können im Fühlen in derselben Rücksich nicht stattfinden. Wie soll nun dies Mannigfaltige in der Kausalität vereinigt werden?
Schon oben wurde gesagt: Die Gefühle müssen auf ein in beiden Zuständen fortdauerndes Gefühlsvermögen bezogen werden. Diese Antwort bekommen wir hier wieder und bestimmter als oben. Es liegt darin, dass wir unsre mannigfaltigen Vorstellungen in der Zeit in Eins fassen und uns bei allem Wechsel der Empfindungen für dasselbe Empfindende halten.
Das Mannigfaltige soll aber nicht nur überhaupt im Bewusstsein vereinigt werden, sondern es soll auch als Wirkung einer einzigen ungeteilten Willensbestimmung gedacht werden, denn nur wo wird Kausalität des Willens gedacht.
Das beste Beispiel dazu ist die Fortbewegung eines Körpers im Raume.
Der Körper stehe in A; ich bewege ihn fort bis in B, in B würde er nicht sein, wenn er nicht in A war, aber es wird nicht gesagt, dass er notwendig aus A in B fortbewegt werden müsste. Jedes vorhergehende Glied verhält sich zu dem folgenden wie das Bestimmbare zum Bedingten (oder Bestimmten), nicht aber wie das Bestimmende zum Bestimmten. Nach A ist eine beträchtliche Menge von Bewegungen möglich, und dies ganze Mannigfache ist bedingt durch A. Ich habe das Objekt im Punkte A, aus diesem kann ich es in alle möglichen Punkte schieben, aber wenn es nicht in A steht, so kann ich es nach keiner von allen den möglichen Richtungen bewegen. Von jedem Glied ist das folgende nur möglich, wirklich wird es nur dadurch, dass der Wille gerade diese Richtung wählt.
Durch dieses Verhältnis der Dependenz ist das Mannigfaltige des Gefühls überhaupt vereinigt. Aber wie wird es nun mit dem Ich im Begriff des Willens vereinigt? Wo das Ich erscheint, ist allenthalben ein Übergehen, wo das Folgende nicht zum Vorhergehenden passt; da ist das Ich das Bestimmende, i. e. das, was den Grund des Übergehens von der Bestimmbarkeit zur Bestimmtheit [enthält]. In der Wirksamkeit erscheint die Richtung, wo die Wirksamkeit aufhört, da hört die Richtung auf. Dadurch erscheine ich mir in der ganzen Reihe als Ich, dass ich durch die ganze Reihe das [Bestimmende]* bin.
*) [in Krauses Ms.: 'das Bestimmbare']
Nun ist aber das hier zu Realisierende nicht das Gefühl selbst der Materie nach, dies ist im Raume als Objekt realisiert; sondern es ist das Gefühl des Mannigfaltigen im Gefühle des Mannigfaltigen //130// der Dependenz. Welches ist nun das Schema davon? Die Zeitfolge. Nur so entsteht uns eine Zeit, in der wir das Mannigfaltige, in wiefern es im Verhältnis der Dependenz steht, anschauen; und lediglich, in wiefern das Mannigfaltige so angeschaut wird, ist eine Zeit. Sie ist also die Form des Mannigfaltigen der Anschauung, die sinnliche Anschauung des oben gezeigten Verhältnisses des Mannigfaltigen.
Das Ich ist das Bestimmende dessen, was in die Zeit fällt, und fällt sonach selbst in die Zeit. Sein Bestimmen fällt mit dem Bestimmten in die Zeit. Denn das Ich fällt mit in diese Synthesis, und diese Synthesis ist nicht ohne das Ich möglich. Nun ist diese Synthesis für das objektiv Vorschwebende* Tätigkeit des Ich, mithin wird das Ich in dieser Synthesis etwas Objektives.
*) [=das als ein Objekt vorschwebende]
Das, wodurch das Ich sich bestimmt, heißt Kraft, und zwar reine Kraft, inwiefern intelligibles Bewusstsein stattfindet. Hier aber, in wiefern das Bestimmen als etwas sinnlich Objektives betrachtet wird, muss die Kraft des Ich ebenfalls den Charakter des Sinnlichen, Objektiven bekommen.
Nota II.
Ist das Ich Substanz? Für F. ist Substanz lediglich das Noumenon, das als Zentrum einer Kraft - als das Warum einer Wirksamkeit - gedacht wird. Insofern, aber auch nur in sofern ist das Ich "Substanz". (Ganz vorn in der Kritik der Praktischen Vernunft nennt Kant das Ich ein Ding an sich. Aber als Ding-an-sich ist es eben Noumenon.)
Die unter N. 1 et 2 geschilderte Selbstbestimmung, welche in keiner Zeit ist, wird hier ausgedehnt zu einer Zeitlinie. Bei jedem unterschiednen Mannigfaltigen wird die Selbstbestimmung wieder gesetzt und abermals gesetzt, doch überall als Eine Selbstbestimmung, und daher die Kontinuität der Zeitreihe. Ich bestimme mich von A zu B, dies ist ein Akt, der in keine Zeit fällt. Zufolge dieser Selbstbestimmung tritt eine Erfahrung ein; mein Übergehen von A zu B fällt in die Zeit.
Das Übergehen ist bedingt durch die Kausalität meines Willens. Jedes Glied in der Reihe wird betrachtet als bedingt durch die Kausalität meines Willens. Ich dehne meinen Willen über die Zeit aus, daher wird auch meine Kraft ausgedehnt, sie handelt gewissermaßen ruckweise; sie tut eins nach dem andern, sie geht durch Mittelzustände hindurch und wird dadurch etwas Beschränktes in der Anschauung; etwas, das unter Gesetzen steht, die nicht von mir abhängen, sie erscheint mir als abhängig von der Naturkraft.
Meine Wirksamkeit dehnt
sich nur durch den Widerstand in der Natur durch die Zeit aus. Ich
trage in die Natur gleichsm hinein, weil sie sich //131// mir immer entgegenstemmt, welches Entgegenstemmen ich nur allmählig entfernen kann.
Mein Wille qualis talis
ist frei; ich gebe ihn mir selbst; meine Kraft aber in der Sinnenwelt,
wodurch ich z. B. einen Körper fortbewegen soll, soll etwas Gegebenes
sein, weil sie als Objekt erscheint, und zwar nicht bloß als Objekt,
sondern als SubjektObjekt.
Nota II.
Hier ist erst von der 'Reihe' die Rede: vom Nacheinander, welches die Zeit stiftet; nicht aber von ihrer Dauer.
Die sinnliche Kraft in
Beziehung auf unser Denken ist zuvörderst ein Begriff, der aber nicht
entsteht durch Anschauung eines Objekts, sondern durch das Denken des
Mannigfaltigen in einer gewissen Verbindung. Kraft ist daher ein
synthetischer Begriff, sie wird nicht angeschaut, sondern gedacht. Wenn
ich das Mannigfaltige des Gefühls, das zufolge des Wollens entstehen
sollte, zusammenfasse, so bekomme ich den Begriff von Kraft.
Er ist kein bloß
sinnlicher und kein bloß intelligibler Begriff, sondern beides zum Teil.
Der Stoff, die Willensbestimmung ist intelligibel, die Form aber, in
welche meine Willensbestimmung fällt, die Zeit, ist sinnlich. Er ist die
Brücke zwischen der intelligiblen und sinnlichen Welt, das, wodurch das
Ich aus sich heraus und zu einer Sinnenwelt übergeht.
Durch ihn stellt sich
das Ich als Objekt vor sich selbst hin und knüpft sein Bewusstsein an
eine objektive Welt. So werde ich mir zu einem Objekte, zu einem
Gegenstande der Wahrnehmung, und an dies Objektive knüpft sich mir eine
Sinnenwelt an, von da geht alle Ansicht der Welt aus. Darin lag der
Fehler aller bisherigen Philosophen, dass man diese Erkenntnis als
übersinnlich ansah - da doch unser Bewusstsein von der Wirklichkeit anhebt.
Nach Kant gehört dieser
Begriff unter die Noumene, diese Stelle gebührt ihm völlig, in wiefern
er nicht ein Objekt der äußeren Anschauung bedeutet; in wiefern er ein
Begriff, d. i. lediglich durchs Denken hervorgebracht ist. In der
intelligiblen Welt liegt er nach Kant nicht; darin liegt nur die
Freiheit. Das ist richtig, nur ist Kant über diesen Punkt nicht bestimmt
genug.
Nach Fichte gibts Begriffe dreifacher Art;
A) Begriffe von sinnlichen Anschauungen //132//
B) intelligible Begriffe (der Wille allein)
C) solche, die zwischen beiden in der Mitte liegen (Begriff der Kraft.)
Bei Kant fallen B und C zusammen, weil er den Unterschied zwischen der sinnlichen und intelligiblen Welt nicht genau angab.
Hier nun sollen wir uns vorstellen, dass der Begriff der Kraft die sinnliche und die intelligible Welt verbindet - dann liegt es wohl auf der Hand, dass er zwischen beiden liegt. Aber doch wohl als einziger! Oder 'verbinden' noch andere Begriffe Intelligibles und Sinnliches? Mehr wäre hier weniger.
Im gemeinsamen Name Kraft für die Wirksamkeit des Wollens und für die Wirkungen in der Physik ist lediglich ausgedrückt, dass die Menschen in ihrem frühesten animistisschen Bewusstsein sich die Veränderungen in ihrer Umwelt samt und sonders als Handlungen beseelter Wesen vorgestellt haben. Jünger ist die Vorstellung vom Menschenwillen als einem Abbild physikalischer Gesetzmäßigkeit - wie bei Spinoza, Fichtes Dogmatiker par excellence.
Demgegenüber rückt F. die genetische Abfolge lediglich wieder in die richtige Reihe: Der Mensch stellt sich die Welt nach seinem Bild vor, nicht sich nach ihrem. Feuerbach sollte diese Einsicht auf Gott ausweiten.
Man
darf fragen: Verbindet sie zwei unabhängige Teile - sinnliche Welt und
intelligible Welt -, oder gehen alle beide überhaupt erst aus ihr
hervor: durch Entgegensetzung?
März 2024
4. Nun soll durch die Anschauung eines Quantums von Kraft der Ort des Objekts im Raume bestimmt werden (voriger Paragraph).
Zuvörderst wird für die
Möglichkeit eines solchen Messens vorausgesetzt der Gedanke der
Fortbewegung im Raume durch absolute Selbsttätigkeit, also der Begriff
der physischen Kraft. Ohne ihn ist nichts Bewegliches, denn dadurch
entsteht erst das Mannigfaltige, das in der Linie liegen soll.
Wir sehen hier noch bestimmter, was für ein Tun des Ich es ist, dessen Schema
nach dem Obigen beschrieben wurde. Das bloße Handeln ist eine absolute
Selbstbestimmung, aber wenn man ihm eine bestimmte Richtung gibt,
versinnlicht man es.
Zwischem sinnlichem Tun und Schematisieren ist Wechselwirkung; weil das Tun schematisiert
wird, drum ist es sinnlich, und weil es sinnlich ist, drum wird es
schematisiert. Der Hauptpunkt, von dem die Wechselwirkung ausgeht, ist
die Vereinigung der idealen und realen Tätigkeit durch das Gefühl in
einem endlichen Wesen. Durch das Gefühl kündigt sich unsere Endlichkeit
an. Die ideale Tätigkeit der Einbildungskraft ist es, durch welches das
Intelligible die Ansicht für uns erhält, die es hat.
//133// Beim Messen bin ich der
Voraussetzung nach selbst im Raume (ich fühle mich selbst als in den
Raum hineinschauend), breite mich im Raume aus, kann gewissermaßen
sagen: Ich fühle den Raum, in dem ich bin, unmittelbar, ich habe also
das ursprüngliche Maß im Selbstgefühle.
Denke ich mich nun in
einer bestimmten Richtung in den Raum hinein, so setze ich mich zum
zweiten, dritten Male und so fort in den Raum: Ich verdoppele,
verdreifache und so fort in den Raum mich selbst, und so kommt nach und
nach die Linie zustande von mir aus zum Objekt, dessen Entfernung von
mir ich wissen will.
Dazu gehört nun, dass Sukzession
möglich sei und dass das sukzedierende Mannigfaltige Eins sei; außerdem
würde ich mich nicht verdoppeln, sondern würde, wenn ich mich in die
zweite Stelle setzte, die erste verlieren. Dies ist nur möglich dadurch,
dass das Mannigfaltige in das Verhältnis der Dependenz gesetz
werde. Unser Verfahren beim Zählen kann die Sache deutlicher machen. Z.
B. wenn ich 3 zähle, so setze ich 1 und 1 und 1, indem ich nun die
zweite setze, nehme ich die erste hinzu pp.
Die natürtliche Art,
sich im Raume fortzubewegen, ist das Fortschreiten. Durch einen
jeglichen Schritt werfe ich meinen ganzen Leib in den zunächstliegenden
Raum. Durch halbe Schritte (Schleichen) komme ich nur zum Teil in den
nächstliegenden Raum; durch größere (Sprünge) überspringe ich den
zunächstliegenden Raum. Daher das Verfahren in der Philosophie, wo man
die Mittelglieder auslässt, Sprünge, hiatos genannt werden.
Allein diese beiden letzen Schritte sind keine natürlichen. Daher das
ursprüngliche Maß bei den Völkern, die Schritte. Durch die ungleiche
Größe der Menschen wurde man genötigt, künstlich objektive Maße zu
finden.
Wir sind hier beim Leib und bei leibhaftigen Schritten; der Begriff ist das Schema auch, nämlich zuerst der empirischen Begebenheiten.
Dieses Sukzessive fällt
in die Zeit, und jedes neue Setzen meiner selbst fällt auch abermals in
die Zeit. Das Sukzessive und die Zeit, in der es folgen würde, werden
zusammengefasst und nur das Formelle, nicht das Materielle aufgefasst;
und dadurch wird es möglich, eine Zeit zu denken. Zeit und Moment
verhalten sich wie Bestimmbares zu Bestimmtem.
//134//
5) Wir haben gesehen, dass physische Kraft und alles, was durch sie und
wodurch sie bedingt wird, nur gesetzt werden kann zufolge eines
Gefühls, also nur im wirklichen Handeln, was uns erscheint.
Bei dieser Schätzung
wird immer vorausgesetzt der Begriff der physischen Kraft, und diesen
bekommen wir nur, inwiefern unser Wille Kausalität haben soll, inwiefern
man wirklich handelt.
Der Fortgang zum Ziele
heißt Handeln, das Handeln erscheint nur, das ist; es ist nur wie es ist
im der aufgezeigten Form der Anschauung.
Wenn man das
Intelligible (das ein[z]ige Intelligible ist unsre Selbstbestimmung, die
keine Zeitfolge kennt, weil sie kein Mannigfaltiges ist, das sukzedieren
kann) das An sich nennen wollte, so ist es nicht so. An sich handeln
und sind wir nicht in der Zeit, denn der Wille ist kein Mannigfaltiges.
Aber ich bin sinnlich, ich muss durch die Gesetze der Anschauung
hindurchgehen, und sonach lässt sich aus dem Intelligiblen allein nicht
viel machen.
Die physische Kraft ist
für uns nur zufolge eines physischen Handelns da. Nun sollen die Dinge
im Raume geordnet werden zufolge des Begriffs unserer physischen Kraft.
Sonach ist das Ordnen der Dinge im Raume - und da wir dies als Bedingung
des Bewusstseins aufgezeigt haben, alles Bewusstsein - nur möglich im
Bewusstsein der wirklichen Erfahrung des wirklichen Handelns. - (Alle
Abstraktion bezieht sich auf Erfahrung und ist ohne sie gar nichts.)
Unser Streben oder unser praktisches Handeln ist nach dem vorigen Paragraphen der Maßstab aller Raumbestimmung. Innere oder reine Kraft ist die unmittelbar und also intellektuell angeschaute Wirksamkeit des Wollens, durch welche das ganze freie Vermögen des Ich sich auf einen Punkt richtet. Äußere oder physische Kraft ist eben diese Energie, von der sinnlichen Anschauung durch eine Zeitreihe ausgedehnt, in welcher das Mannigfaltige des durch Kausalität des //135// Wollens bestimmten Gefühlsvermögens in das Verhältnis der Dependenz gebracht wird, durch welches Verhältnis allein es in die Einheit des Bewussseins aufgenommen werden kann; aber eine solche physische Kraft kann nur in einer realen Wirksamkeit gesetzt werden, folglich ist die Ortsbestimmung der Dinge und daher das Bewusstsein selber nur zufolge einer reellen Wirksamkeit möglich.
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