Unsere Aufgabe ist längst die: die Bedingungen des Bewusstseins nach den schon bekannten Regeln zusammen zu setzen und das Bewusstsein vor unseren Augen gleichsam zu konstruieren, nur nicht wie der Geometer tut, der sich um die Frage, woher die Fähigkeit, Linien zu ziehen und Raum, herkomme, nicht bekümmert, dieser setzt schon Wissenschaftslehre voraus.
Denn die Wissenschaftslehre muss das, womit sie //179// verfährt, sich selbst erkämpfen, und in dieser Rücksicht hat das System bestimmt zwei Teile. Bis dahin, wo gezeigt wurde, reiner Wille ist das wahre Objekt des Bewusstseins, wurde ausgemittelt, womit verfahren werden sollte. Von da ging der andere Teil an. Wir konstruieren nun wirklich - wir haben nun Feld und Boden gewonnen und nun ein Verfahren zu schildern und anzuwenden. Wir setzen so zusammen:
Anfangs hatten wir bloße Erkenntnis als Anfangspunkt des Bewusstseins, dann setzten wir hinzu, dass diese nicht ohne ein Wollen möglich sei, i. e. nicht ohne etwas, das [von] dem Vernunftwesen als Wollen gesetzt wird, das nur Erscheinung sei. So ist demnach an das Erstgeschilderte etwas angeknüpft; wir müssen auch eine immer fortfließende Reihe des Bewusstseins beschreiben.
Was ist denn nun eigentlich das Objekt, das außer uns angenommen werden soll? Hier ist zuerst die Rede von einen Herausgehen aus uns selbst; hier muss streng deduziert werden; den schon angefallenen Punkt müssen wir da näher bestimmen, was in der beschriebenen Erkenntnis für ein Objekt außer uns enthalten ist?
Ich fand in dieser Erkenntnis unter anderem mich selbst als bestimmbar durch Freiheit. Diese Bestimmbarkeit meiner selbst oder Aufforderung zum freien Handeln ist genommen für ganz einerlei. Meine Individualität geht heraus aus der Masse der ganzen Vernunft; daraus geht wieder hervor eine Tätigkeit in einem Momente, diese Individualität erscheint als Aufforderung zum freien Handeln, die Individualität wird mir gegeben durch diese Aufforderung.
Individualität = der Aufforderung zum freien Handeln.
Ist dies wahr? Was heißt Aufforderung zur Freiheit? Es ist ein Begriff, der, wenn er Kausalität hätte, eine Handlung des freien Wollens hervorbrächte. Es wird ins Verhältnis gesetzt Begriff und Handlung des freien Wesens, in das Verhältnis der Dependenz, so dass Ersterer die Handlung veranlassen soll; dies ist aber [nur] möglich, daher haben wir es hypothetisch gestellt.
Sieht man darauf, dass es ein anderes Individuum sei, so ist dies //180// ein Begriff jenes Individuums, gehend auf das Aufgeforderte; es ist ein Begriff, in welchem dieses Letztere mit liegt. Dieser Begriff soll nicht Kausalität haben, denn sonst wäre es mechanische Bestimmung; aber hypothetisch wird es gedacht.
(Dergleichen Begriffe, in denen eine Kategorie angewendet wird und auch nicht, werden wir mehrere bekommen. Die Kate*gorie wird bloß angewendet, um die Sache denken zu können. So hier: Die Regel, mit einem Gesetzten etwas Entgegengesetztes zu denken, ist kausal, aber das hier Entgegengesetzte ist frei, und in sofern findet der Begriff der Kausalität nicht statt; aber könnte er stattfinden, so würde es so oder so sein. Die Regel eines solchen Denkens wird bloß angegeben.)
Die Aufforderung würde der Realgrund einer freien Entschließung sein, sie würde zwischen dem Bestimmbaren und dem Bestimmten das zwischeninnenliegende Bestimmende sein; letztere [sic] heißt bloße Möglichkeit eines Bestimmens, nicht der Grund, dass sie erfolge oder nicht. Sie ist bloß die allgemeinen Sphäre, aus der die Bestimmtheit hervorgehen kann - in der Aufforderung soll nicht der entscheidende Grund, sondern bloß der Erklärungsgrund sein. -
In der Aufforderung wird etwas gesetzt, was in der bloßen Bestimmbarkeit nicht gesetzt wird; sonach bestätigt es sich nicht, dass die Aufforderung und die Bestimmbarkeit eins sei. Aber wir setzen hinzu: Diese Bestimmbarkeit solle nur als Bestimmbarkeit gesetzt werden und als nichts anderes. Und nur unter dieser Bedingung sei es möglich, dass im Bewusstsein weiter gar nichts vorkomme als dieses; dass dadurch das ganze Bewusstsein gefüllt sei. Dass nur unter dieser Bedingung die Bestimmbarkeit mit der Aufforderung eins sei, ergibt sich.
Denn so gewiss dieses X Bestimmbarkeit oder Aufforderung nur begriffen wird, so gewiss wird frei gehandelt; selbst durchs Widerstehen äußert sich die Freiheit. Ich finde mich hier notwendig als etwas Bestimmbares, zum Handeln zu Bringendes (Bestimmbarkeit qua forma). - Bestimmbarkeit ist nicht zu denken ohne Bestimmtheit, beide voneinander getrennt sagen nichts.
Dies ist verständlich, aber nicht einleuchtend; jetzt wollen wir es deutlicher auseinandersetzen.
Ich begreife die Aufforderung, was heißt das, was liegt in der Aufforderung? - Folgendes: Ich fasse den Begriff, habe die Erkenntnis, dass in einem Begriffe eines anderen Vernunftwesens gerechnet ist auf mein Handeln, und dass, wenn dieser Begriff Kausalität hätte, ein bestimmtes Handeln durch mich erfolgen würde. Der andere hat einen Begriff, der mein Handeln beabsichtigt, aber doch kann er mich nicht als Sache gebrauchen.
Es enthält dieser Begriff:
A) Ich selbst werde darinne gedacht;
B) ein Akzidens von mir, mein freies Handeln.
Sonach finde ich durch den bloßen Begriff dieser Aufforderung sowohl mich selbst als mein freies Handeln; letzteres als ein bloß Mögliches und Gedachtes. Ich finde mich durch den andern gedacht als handelnd. Deswegen handle ich noch nicht wirklich.
Du fragst mich heißt: Du willst von mir eine Antwort; ich verstehe diese Frage heißt: Ich weiß, was für eine Handlung das ist, die du willst, dass ich sie vollziehen soll. Hierdurch bin ich noch nícht zu Ende, denn hier erscheine ich mir immer noch als ein Bestimmbares, noch nicht als ein Bestimmtes. Dies hat keinen Sinn. So gewiss also noch etwas gedacht wird, wird dies das Bestimmte zu dem Bestimmbaren. Aber warum soll etwas dazugedacht werden, warum soll das Bewusstsein nicht geschlossen sein?
Es soll gezeigt werden, warum an ein Bewusstsein ein anderes angeknüpft werde, und wie eine laufende Reihe entstehe. Dies haben wir ganz bestimmt und scharf hier.
So gewiss ich die Aufforderung begreife, finde ich mich als Subjekt mit dem Prädikate der zu findenden Freiheit. Was heißt das, ich finde mich? (Durch bloße Analyse muss die Notwendigkeit des Anknüpfens gezeigt werden.) Was müsste ich denn erkennen, um das sagen zu können? Ichheit besteht in der absoluten Identität des Idealen und Realen, sie ist eine Intelligenz außer dem entstehenden Bewusssein nur für den Philosophen; aber wie wird sie für das Ich, das wir konstruieren? Wie komen wir dazu, den absolut unmittelbaren, den ersten Punkt desselben aufzuzeigen?
Ich will meine Hand bewegen, heißt: Ich denke meine Hand als durch unmittelbare Wahrnehmung und Willkür bewegbar. Den Unterschied dieser zwei Denkungsarten aufzuzeigen ist hier unser Zweck. Worterklärungen des Willens sind bekannt genug, z. B. das Wollen ist Denken eines Zweckbegriffs; das erste ist ideales, das letzteres reales Denken. Das Denken des Zwecks ist Übergang der Bestimmbarkeit zur Bestimmtheit; das Denken der Bestimmbarkeit ist ein Schweben zwischen mannigfaltigen entgegengesetzten Reflexionsmoenten.
Es wird zu einem bestimmten Denken übergegangen. Wird auf die Bestimmtheit abgesehen, so ist das Ich gebunden und es ist ein objektives Denken, mit dem ein Gefühl verbunden ist. Wird hingegen auf die Freiheit im Bestimmen gesehen, so erscheint es als ein Wollen. Das Denken eines Zwecks und das eines Objekts sind eigentlich dasselbe, nur sind sie es von verschiedenen Seiten angesehen.
Wie sind denn diese beiden Ansichten verschieden? 1) In Rücksicht auf dich selbst und deine Freiheit; 2) auf die Bestimmtheit im Denken (die auch von deiner Freiheit herkommt, ohne dass du darauf reflektierst). So ist es für uns, die wir philosophieren, wir sehen die Identität des Seins und Denkens ein. Aber das hilft uns noch nicht. Wir müssen dieselbe Ansicht dem untersuchten Ich unterlegen als eine ihm notwendige.
Das Ich sieht sich an in dieser doppelten Rücksicht; es verknüpft mit der Vorstelleung, dass die Hand sich bewegen solle, die, dass sie sich bewegt. Aber daraus entsteht nicht die Vorstellung, dass in meinem Wille der Grund liege, dass die Hand sich bewege. Es liegt nicht darinnen die Vorstellung des Kausalverhältnisses zwischen dem Willen und der Wahrnehmung.
Für uns liegt wohl die Vorstellung drin, da wir wissen, dass beide im Grunde nur ein und dieselbe Vorstellung sind. Aber wir müssen dies auch für das wirkliche Ich beweisen.
[Hier hängt das Manuskript inmittelbar mit p. 234 zusammen; es fehlt nichts.]
Vacat.
Mit dem Denken ist numittelbar Bewusstsein desselben verknüpft. Also das Denken des Zwecks von einer Seite, des Objekts von der andern ist beides ein Denken mit Bewusstsein, welches letztere dasselbe ist und in demselben Momente, denn ein Zweck ist nicht zu denken ohne reales Objekt und umgekehrt; in dem Bewusstsein des Denkens von beiden sind offenbar beide verknüpft, denn sie können nicht dsikret gedacht werden, denn dann wird keines gedacht.
Von diesem vereinigten Denken geht das andere Denken aus, wir wollen es das synthetische Denken nennen. In diesem Denken denkt sich das Ich als sich //184// selbst bestimmend, welches auch nicht getrennt werden kann; es ist Ich für sich selbst. - Es ist hier ein Denken des Objekts und des Zwecks, beides ist verschieden, liegt aber notwendig zusammen in Einem Bewusstsein; dieses letztere heißt das synthetische Denken.
Anmerkung A
Alles Denken als ideale Tätigkeit geht auf ein Objekt des Denkens überhaupt; welches ist denn nun das Objekt dieses synthetischen Denkens? Nichts anderes als ich selbst in meinem Denken, ich denke 1.[,] ich sehe mir selbst dabei zu 2.[,] letzteres ist das synthetische Denken. In diesem letzten wird das beide erste [denkende] Denken in einem Moment des Bewusstseins zusammengegriffen.
Dieses Denken ist sonach eine intellektuelle Anschauung und das Gedachte etwas Intelligibles, das durch das Denken selbst ist; es gehört sonach unter das reine Denken, wovon wir sagten, sich etwas denken; dahingegen das Denken, das Objekt dieses Denkens ist, das Ideale und Reale, etwas durch Sinnlichkeit Vermitteltes ist.
Anmerkung B
Dieser scheinbare Widerspruch führt uns auf ein wichtiges Resultat: Beides, das verschiedene und vereinigende Denken, sind selbst eins und unzertrennlich, das verschiedene wird durchs synthetische nicht bloß vereinigt, sondern erst getrennt, ohne vereinigt werden zu können. Aber wie soll es getrennt sein? Zweierlei Denken an sich kanns nicht geben! In der Vereinigung wird es getrennt und durch die Trennung vereinigt, beides ist nicht zu trennen.
Es ist in mir ein erstes ursprüngliches Bewusstsein - A, dieses wird infolge der Duplizität des Geistes doppelt //185// angesehen - B + C, aber C wird selbst wieder doppelt angesehen. A wäre die Masse des Denkens, die Synthesis (denn die Wissenschaftslehre stellt immer lautere Massen auf, in jedem Moment ist ein Mannigfaltiges) B soll sein das Denken meines Denkens; C soll sein das, dessen ich mir bewusst bin. Beide sind A; die Teilung kommt bloß von der ursprünglichen Duplizität, der Subjektobjektivität.
C erscheint selbst doppelt als ideales Denken eines Zwecks, reales Denken eines Objhekts - X + Y. B ist in Beziehung auf C trennend, vereinigend beides - A ist in Beziehung auf B und C auch trennend und vereinigend. Wir haben also eine ganze Masse von Mannigfaltigem. Deswegen haben wir dieses Denken synthetisch genannt, das Ich wird zwischen beide hineingesetzt als vereinigend. Allein dieses Denken muss sie erst verschieden darstellen, und also auch analytisch sein. Die Analyse geschieht durch den Denkakt, der hypothetisch notwendig ist, selber aber auf der Freiheit beruht.
Wie verhält sich nun das entgegengesetzte Denken? Als Bestimmbares und Bestimmtes, aber dies gibt sukzessive Zeitreihe, also durch dieses Denken der Analysis in einem Momente entsteht erst die Zeit; wir sehen also genetisch mit an, wie die Zeit entsteht und dass sie ideal ist.
Dies gehet freilich schwer ein, dass wir uns erst in die Zeit hineindenken. Deswegen: Ich soll mich in die Zeit denken, dies kann ich ja nicht, ohne selbst in der Zeit zu sein; allein wenn man so sagt, hat man gar nicht von der Zeit abstrahiert, man denkt das oberste Denken in der Zeit, welches nicht recht ist, denn das Übersinnliche ist nicht in der Zeit, und deswegen können wir es nicht denken, sondern bloß daraus erklären; hier kann es aber jedem überraschend klar werden.
Alles mein Denken, durch welches ich mich konstruiere, ist das Denken eines Ichs, in dem ein Mannigfaltiges liegt, nämlich Zweckbegriff und Handeln. Dieses wird 1. durch mein Denken unterschieden, also 2. dadurch in ein Verhältnis gesetzt. In welches? In das der Bestimmbarkeit und Bestimmtheit oder Dependenz, id est das Verhältnis in der Zeit: Das Bestimmbare geht dem Bestimmten voraus, der Zweck-//186//begriff geht dem Wollen voraus.
Das Ich ist, im Unterschied zu mir als Individuum, selbstverständlich nicht in der Zeit.
Auch hier wird Zeit nur als Reihenfolge aufgefasst, noch nicht aber als Dauer, welche uns doch schon als Schülern als ihre bleierne Realität vorgekommen ist.
Ist wirklich erst Entschluss als Wille? Bedeutet wirklich Wahrheit vor der reinen Vernunft? - so ist die Antwort: Nein, Wollen, Deliberieren und das Verhältnis, in die ich sie setze, ist alles bloß Erscheinung. Mein Bewusstsein geht nicht aus von Wollen, Zweckbegriff und Wahrnehmung eines Objekts, sondern es geht von allen aus, ist alles, in der Erfahrung erst trenne ich es.
Der einfache Lichtstrahl fällt durch ein Prisma und liefert verschiedene Farben, niemand sagt, der Lichtstrahl sei diese Farben, sondern er sei einfach und durchs Prisma zerstreut; so lässt man sich wohl auch gefallen, wenn man von der Idealität der Raumes redet. Aber wenn man in die Zeit hereinkommt und einsehen soll, auch da ist ein einfacher Strahl, der in keiner Zeit ist, ist auch nur so ein Prisma, nämlich unser sinnliches Vorstellungsvermögen, durch das die Ausdehnung in der Zeit entsteht.
Allein dies muss man begreifen, z. B. die Begebenheiten in der Welt hängen zusammen wie Ursache und Wirkung, zugegeben! In dem Begriffe der Kausalität liegt schlechthin keine Zeit; denn das Bewirkte ist absolut mit der Wirkung zugleich, auch mechanisch gedacht. Denn entsteht denn eine Verküpfung erst hinterher nach der Ursache? Nein, wenn der Finger eindrückt, entsteht die Grube. Alles, was ist, ist Bewirktes der Ursache und gleichzeitig mit ihr, was ist diese Ursache? Wieder Bewirktes, und so fort in Ewigkeit. So entsteht keine Zeit, alles ist ein Schlag.
Woher kommt denn also die Zeit, die wir denn doch haben? Daher: Wir können das Bewirkte und Bewirkende nicht auf einmal denken, man geht von einem zum andern fort, hier gibt das Denken die Zeit. Auch dies nicht einmal, sondern das ursprüngliche Anschauen des Denkens, eine Analyse der Begriffe liefert die Zeitverhältnisse.
Der Anfang alles Bewusstseins ist Synthesis und Analyse zugleich, und durch letztere entsteht ein Mannigfaltiges. Ein erster Moment des Bewusstseins, der dafür erkannt wird, kann nicht sein, denn alles ist immer ein Stück.
Ein Kind komme in dem Momente X zum Bewusstsein, das wäre der erste Moment, es findet sich wollend, es kann dies nicht erklären, ohne ein Moment Y vorauszusetzen. Für Gott ists der erste, aber nicht für das Kind. Dieses müsste wieder Z voraussetzen und so fort. Kein //187// Mensch weiß, wann er stirbt. Dies ist klar, wir denken immer mehr Zweckbegriffe. Aber kein Mensch hat auch gewusst, wann er anfange. -
Das Bewusstsein ist überhaupt in keiner Zeit, nur sie hat Anfang und Ende. Die ganze Zeit ist bloß Ansicht, die [dadurch] entsteht, dass wir an das erste angenommene Wollen ein anderes als Erklärendes anknüpfen, und auch vorwärts etwas anknüpfen, was daraus folgen soll.
Deutet die stilistische Unsicherheit dieses Passus darauf, dass der Protokollant den Vortrag nicht recht verstanden hat, oder darauf, dass der Vortrag unklar war? F. will uns sagen, die Zeit entstünde erst im Denken, 'in Wahrheit' sei alles zugleich und auf einen Schlag, denn auch die Vorstellung von Ursache und Wirkung und daher die Unterscheidung von Zuerst und Danach stammten allein aus dem Denken.
Durch Wirkendes und Bewirktes kommt er immer nur auf die Sukzession, nicht aber auf die Dauer, die doch - während die Kausalität lediglich 'im Denken' sei - die sinnliche Seite der Zeit ausmacht; etwas, das gefühlt wird, nämlich Kurzweil und Langeweile: ob 'viel' oder 'wenig passiert'. Man darf sich fragen, ob nicht die Vorstellung von einer Reihenfolge aus der Anschauung der Dauer herzuleiten ist; denn die Gerichtetheit des "Zeitpfeils" ist in der Dauer schon enthalten.
Es ist ja hier nicht die Frage, 'was Zeit wirklich ist'. Sie ist eine Tatsache "unseres sinnlichen Vorstellungsvermögens", und es gilt, sie aus der Einen Prämisse der Wissenschaftslehre zu rekonstruieren. - Man kann nicht sagen, dass ihm das hier schon gelungen ist.
Das Beschriebene ist nur ein Wollen, und eben in der Synthesis durch die Beziehuung des Seins aufs Denken und umgekehrt wird es ein Wollen - das will dem Menschen auch nicht ein. Wenn man ihn fragen würde: Willst du oder kannst du wollen: Jeder wird sich alles entreißen lassen, nur seine Persönlichkeit nicht. Aber das Wollen ist doch nur Erscheinung; es ist genau das, was oben geschildert worden ist, die Identität von Sein und Denken; diese ganze Wechselwirkung und nichts anderes ist das Wollen. Der Anfang des Bewusstseins und der eigentliche Mittelpunkt, an den das Übrige angeknüpft wird, ist Wollen. -
Aber haben wir uns nicht verirrt? Der Begriff der Aufforderung ist analysiert worde. Wir sind aber aufs Zweite gekommen, wir haben geredet von etwas anderem. Aber wir haben gefunden: Der Begriff der Aufforderung ist nicht das Erste, sondern das Wollen. Das Bewusstsein hebt von keinem Momente an, es ist Wollen. An diesen Moment des Willens wird durch die bloße Erscheinung das Übrige angeknüpft.
Das Deliberieren, Herausgreifen kommt vor, aber es ist etwas zur wirklichen Bestimmung meiner Hinzugesetztes, wobei das letztere dem Wollen vorausgegangen sein soll. (Man könnte den Transzendentalen Idealismus einteilen in Idealismus des äußern und innern Sinnes, oder des Raums und der Zeit.) Kurz, in dem Fortgange des Bewusstseins scheint uns das, das den Willen bedingt, in uns selbst zu liegen; bei dem Anfange der Individualität scheint diese außer uns in einer fremden Vernunft zu liegen.
"Aber das Wollen ist doch nur Erscheinung" - Erscheinung wessen? Einer Substanz, eines Wesens? Das Wort gebraucht er sonst nicht. Was bedeutet es hier? Der ganze Abschnitt ist dunkel. Fast möchte man es dem Protokollanten anlasten, der Fichtes Rat nicht gefolgt wäre und bloß Worte mitgeschrieben hätte, ohne auf den Sinn zu achten. Das ist sonst allerdings nicht seine Art, und vielleicht hat er sich vergeblich um einen mitteilbaren Sinn bemüht? - "Der Anfang des Bewusstseins und der eigentliche Mittelpunkt", das ist das Wollen, eben noch "nur Erscheinung", auch.
Wir können doch aus der Form des Bewusstseins in der Erfahrung nicht herausgehen? Wir erhalten sonach eigentlich zwei Reihen neben einander:
1) Reihe des idealen Denkens, ausgehend vom Denken des Zwecks;
2) des realen, ausgehend vom Denken des Objekts unseres Willens.
Eine nicht ohne die andere, eins nur [durch] das andre möglich; aber hier im Philosophieren müssen wir sie einzeln denken.
Ich setze mich in diesem Denken des Synthetischen als entwerfend einen Zeitbegriff; dieses ist ein Denken, ich denke //189// mich also als denkend - wer denkt mich? Ich selbst im synthetischen Denken, dessen Gegenstand ein Wollen ist; wie verhält sich zu dem letztern das Denken eines Zweckbegriffs? Offenbar wie Bedingendes zu einem Bedingten, also es geht der Zeit nach vorher, das letztere steht zu ersterm im Verhältnis der Dependenz.
Während die historische Darstellung es mit dem Faktischen, die logische Darstellung mit den Begriffen zu tun hat, sieht die genetische Darstellung auf das lebendige Vorstellen selbst, das den beiden andern zu Grunde liegt. Es wird (in realer Tätigkeit) ein Bild geschaffen, dieses wird (ideal) angeschaut und im Begriff bestimmt. Im Begreifen wird es in seine Bedingungen zerlegt, die indessen nicht selber zuvor vorgestellt, "eingebildet" wurden, sondern hernach 'als vorgestellt vorgestellt' werden.
So ist klar: Der Zweckbegriff soll sein ein Bestimmendes zum wirklichen Wollen. Letzteres soll ein Bestimmtes sein, aber wohl kann es ein Bestimmendes werden, davon reden wir aber nicht. -
Wir wollen zweitens auf das gedachte Denken sehen. Das Ich soll wählen, wie gesetzt wird, oder (das Ich denkt) unter dem Mannigfaltigen, um sich selbst zu bestimmen, so dass das Objekt seines Willens in der Sinnenwelt wirklich werde. Also das Wählen setzt sich selbst voraus, es weiß es schon, dass es wählen kann und Kausalität hat, das Ich ist also mit sich selbst schon vollständig bekannt, es setzt sich in der Entwerfung des Zweckbegriffs voraus, dies ist hier der Hauptpunkt!
Zuvörderst - wie setzt sich das Ich voraus, notwendig voraus in jenem Wählen? (Der Form nach nicht, was ist es materialiter?) Das Ich selbst in diesem Akte ist bloß Bestimmbares, nicht Bestimmtheit, es schreibt sich nicht eine bestimmte Kausalität zu dem oder jenem Erfolg zu, sondern setzt eine Kausalität überhaupt voraus.
Man wolle doch ja Abstraktionen und konkrete Wahrheiten [sic] bemerken, zu erstern gehört der Moment, wo ein Zweckbegriff gefasst wird. Es ist der Begriff von meiner Wirksamkeit überhaupt, nicht Wahrnehmung einer bestimmten Wirksamkeit. Es ist eine solche Gestalt, in der ich mich selbst in Entwerfung des Zweckbegriffs finde.
Das Ich wird nur über-//191//haupt hingedacht, es ist eine abstraktes Denken, ein Schweben über Entgegengesetzten, doch mit dem Bewusstein, dass es Entgegengesetzte sind: so im Entwerfen des Zweckbegriffs meiner selbst, das Denken. Aber wies Denken ist, fällt auch sein Objekt aus, denn beides ist ja nur ein aus verschiedenen Ansichten Verschiedenes.
Das Ich wird nur über-//191//haupt
hingedacht, es ist eine abstraktes Denken, ein Schweben über
Entgegengesetzten, doch mit dem Bewusstein, dass es Entgegengesetzte
sind: so im Entwerfen des Zweckbegriffs meiner selbst, das Denken. Aber
wies Denken ist, fällt auch sein Objekt aus, denn beides ist ja nur ein
aus verschiedenen Ansichten Verschiedenes.
Statt konkreter Wahrheiten wird F. wohl konkrete Wahrnehmungen gemeint haben. Hier kommt es aber auf die Abstraktionen an: Diese erscheinen erst der 'idealen' Tätigkeit = Reflexion. ('Bedeutung überhaupt' gibt es nicht, es ist nur eine nachträgliche Abstraktion.)
Das Ich setzt sich nicht schlechtweg: "Hoppla, jetzt kommt Ich!", sondern setzt sich als sich selbst vorausgesetzt; so, als ob es 'schon immer da gewesen' sei. Darum kann es sich einen wirklichen Anfang auch nicht vorstellen (und ein Ende will es sich nicht vorstellen).
Darum sind die empirischen Iche auch so leicht dazu zu überreden, dass sie "eigentlich" nur ein irdisches Akzidens einer überirdischen Substanz wären: Da fühlen sie sich nicht mehr so auf sich allein gestellt. Als Jacobi an Fichte schrieb, er bräuchte zum Leben etwas, woran er glauben kann, meinte er weniger den heiligen Geist, der ihn ruft, als vielmehr die sichere Hand eines Schöpfers, in der er ruht wie in Abrahams Schoß.
Das Ich setzt nicht nur sich selbst, sondern sich selbst als seinen eigenen Schöpfer. Das ist eine Anmaßung, und es wird ein Leben lang zu tun haben, ihr gerecht zu werden. Doch anders kann es nicht sein eigner Herr sein.
Das Wollen setzt einen Zweckbegriff voraus, dieser wieder ein Wollen, dieses wieder einen Zweckbegriff und so ins Unendliche. So gibts also keinen Anfang, eines treibt uns aufs andere wie schon oben mit dem Erkenntnisbegriffe, dieser Zirkel ist noch tiefer als obiger. -
Es ist schon gezeigt worden, dass nicht von einer Reihe der Gedanken und ihrer Sukzession an sich geredet werden kann, sondern von einer Erscheinung der Sukzession für uns; so dass wir uns nur denken als denkend in der Zeit, nicht aber wirklich in der Zeit sind. Im synthetischen Denken = C setze ich mich, finde ich mich selbst als wollend. Diesem setze ich A voraus, und nun ists kein Wunder, dass ich das, was in C liegt, in A setze; dies tue ich, weil A bloß Denken vom Entwerfen des Zweckbegriff ist; ich setze es bloß in die Form der Kausalität, ohne ihm doch eine bestimmte [Kausalität] beimessen zu wollen.
(Der Zweckbegriff geht auf eine schon daliegende konkrete Erkenntnis, von da wird durchgegangen zu einem bestimmten konkreten Wollen.) Nur in so fern kann man sagen: Das Ich findet sich, anstatt es denkt sich als findend. Denkt man das synthetische Denken allein, so macht sich das Ich ohne Bewusstsein; nach Vereinigung aber beider Denken findet es sich, wenn es sich selbst vorher schon gemacht hat.
Es ist doch merkwürdig, dass er, wo es um das Verhältnis von Abtraktem und Konkretem geht, zunächst davon abstrahiert, dass doch einer vom Konkreten abstrahiert haben muss, wenn es zu einem Abstrakten kommen soll, und das Verhältnis rein logisch, also umgekehrt darstellt - statt genetisch korrekt. Die folgende Ausführung scheint mir dann aber das Gegenteil zu besagen. (Blöde Frage: Hat sich Krause verschrieben?)
Wahr ist allerdings auch: 'Das, was' ich im Konkreten auffinde und daraus abstrhiere, muss ich als - unbestimmte? - Vorstellung schon 'gehabt' haben, sonst hätte ich es nicht bemerken können. - Was das Konkrete, was das Abstrakte ist, hängt offenbar davon, von welcher Seite ich es ansehe...
Dies ist die charakteristische Auszeichnung der Wissenschaftslehre: Ich denke nur mein Denken in die Zeit //192// hinein; nur dadurch, dass mein Denken Gegenstand des Bewusstseins wird, fällt es mir in die Zeit. Dies wird bei Kant vernachlässigt, da der Begriff der Ichheit vernachlässigt wurde. Das Denken hat die Zeit schon bei sich; wer also vom bloßen Denken redet, der kann gar nicht darauf kommen, die Zeit abzuleiten; in die Zeit fällt aber nicht das Ich, und wenn man weiß, dass dem Denken Bewusstsein beiwohnt, kann man darauf kommen, die Zeit abzuleitem.
Die Wissenschaftslehre ist nicht etwa selbst Erzeugerin einer Erkenntnis, sie ist bloß Beobachterin des menschlichen Geistes im ursprünglichen Erzeugen aller Erkenntnis, aber das Kantische System geht in der Beobachtung nicht zu Ende wie die Wissenschaftslehre. Der gemeine Verstand tut aber [sic] und beobachtet nur das Produkt seines Tuns; merkt aber nicht, dass er beim Tun die Zeit u.s.w. erzeugt. Die Wissenschaftslehre gibt aufs Tun selbst Acht, welches [die] erwähnte Synthesis ist, und sie muss diese Synthesis unabhängig von der Analyse aufstellen; nur so entsteht eine genetische Einsicht in den Ursprung unserer Vorstellungen.
Zeit ist nur ein Verhältnis, in welches wir unsere Vorstellungen zu setzen genötigt sind. Das Gesetz dazu sehen wir entstehen, mit ihm die Zeit, aus diesem Verhältnisse in der Zeit entsteht alles Übrige. Dieses ist der Hauptpunkt der transzendentalen Philosophie.
Anmerkung B.
Demnach - wie das Ich sich denkt in dem beschriebenen Denken, so denkt es sein ganzes Bewusstsein, seine ganze Erfahrung mit, also das Intelligible oder Apriori im Kantischen Sinn des Worts und Aposteriori, beides sind ganz dasselbe, bloß angesehen von verschiedenen Seiten.
Das synthetische Denken, von dem im letzten Paragraphen gelegentlich verwirrend die Rede war, ist das Denken der Wissenschaftslehre. Wenn der gewöhnliche Verstand denkend handelt, achtet er nur auf die Produkte seines Handelns, und das sind gewöhnlich Begriffe - darunter die Zeit, durch die sie zu einander im Verhältnis (der Sukzession) stehen. Die Wissenschaftslehre sieht aber nicht nur dem Auftreten der Begriffe zu, sondern zugleich der Tätigkeit des Begreifens; und zwar beiden zugleich, denn trennen lassen sie erst wieder in der Reflexion. (Auch das gewöhnliche Denken reflektiert, aber es hat hier nichts zu trennen.)
Dieses Verfahren, das nicht darstellt, wie die Begriffe auseinander hervorgehen, sondern wie das Ich Vorstellungen hervorbringt, die es in Begriffen fasst und fungibel macht, heißt das genetische.
Noch immer ist die Rede nicht vom empirischen Subjekt, sondern vom Ich als Noumenon und seinem 'Be- wusstsein überhaupt'.
Wir stehen bei der Darstellung des Hauptgedankens: Alles Bewusstsein ist nur Selbstbewusstsein. Dazu ist genetisch nachzuweisen, dass und wie aus dem Bewusstsein unserer selbst alles Bewusstsein auf dem gewöhnlichen Gesichtspunkt fließe. Wir //193// haben vorgearbeitet: Das Ich wird gedacht dadurch, dass Sein und Denken als absolut identisch gedacht oder vereinigt werden (Idealität und Realität sind eins); nicht ein Sein und Denken des Ich werden als eins gedacht, sondern durch die Vereinigung des Seins mit dem Denken kommt das Ich selbst zu Stande. Denn das Ich ist ja noch nicht vorausgesetzt, sondern wir wollen erst seiner Entstehung zusehen. Dieses ganze Bewusstsein und Ich, dieses beides sind ganz dasselbe, nur angehen von zwei Seiten; im gemeinen Bewusstsein ist es Ich, in der transzendentalen Philosophie [ist es] Identität des Seins und des Denkens.
"Diese Synthesis nun ist das Bewusstsein", dies wollen wir beweisen. Dafür ist schon folgendes geschehen: Jenes Synthetisieren des Seins und Denkens ist zugleich ein Analysieren, und dadurch wird das Synthetisieren erst möglich. Das mannigfaltige Sein und Denken und die Vereinigung wird in einem und demselben Akte gesetzt. Sehen wir nur auf die Analyse, so bekommen wir gleichsam zwei Reihen; jedes einzelne ist ein Ich auch nur, in wiefern es gedacht wird - und nicht angesehen wird als gedacht und erzeugt in demselben Momente, sondern diskret in einer Zeitreihe. Dieses zerstreute Denken ist in der höchsten Synthese eins. Mein unmittelbares Denken ist nicht in der Zeit, sondern dadurch wird mein vermitteltes Denken in die Zeit heineingesetzt.
Die genetische Darstellung, die die einzelnen Bestimmungen in ihrer Entstehung sichtbar machen will, muss sich notdürftig damit behelfen, dass sie alles, was sie sagt, in der nächsten Zeile wieder zurücknimmt, einschränkt oder umkehrt. Ja ja, nein nein kann ihre Rede nicht sein. Dass die genetische Darstellung verwirrend ('dialektisch') ist, liegt an ihrer Absicht und lässt sich nicht ändern.
'Schweben' heißt hier das Verhältnis der zweiten semantischen Ebene zur ersten semantischen Ebene: was die Sprache mit dass kennzeichnet, das Reden "über", metà-. Die Vokabel ist ganz treffend, denn dass es sich um eine 'bloße Form' handelte, kann man doch nicht sagen, es ist schon eine sachliche Bestimmung; aber noch ohne Bestimmung. - Da liegt eine ganze gedachte Welt drin, und man kann sagen, das Schweben sei überhaupt das eigentümliche Aroma der Wissenschaftslehre (aber sie verabscheut das Ungefähr).
Allgemeiner regulativer Satz. Wir prüfen ein diskretes zerstreutes Denken. Wir haben mehrere besondere Denkakte aufzustellen, nun sollen diese doch synthetisch vereinigt sein, einer nur durch den andern möglich sein. Bei jedem besondern Denken wollen wir prüfen, wodurch dasselbe an den synthetischen Perioden [=Sätzen] angeknüpft sei und auf welchem Wege zu einem anderen Denken übergangen werde.
Ich soll nun z. B. A betrachten; ich muss also anzeigen, was es für ein Denken ist; das hilft aber nichts, da A nicht an und für sich betrachtet wird, sondern als Punkt einer ganzen Synthesis. Es muss also gezeigt werden, wie sich an B α, β usw. anschließt, und daraus muss ich das A herausbekommen. Also ich habe zweierlei zu sehen: Wie ist A für sich, und was ists in Beziehung auf α, β usw.?
Es ist notwendig, dass wir das unterscheiden, der eigentliche Bestandteil von A ist das zuletzt Bestimmte. Das Unmittelbargegenwärtige, das, wodurch es sich anschließt an B, C [und] wodurch es zum Teil des Synthetischen wird, verhält sich zu Ersterm als bedingendes in der Zeit Vorhergehendes. So ist der Zweckbegriff und die Unvollständigkeit des Willens, nach der er nicht aus sich selbst erklärt werden kann, ist [sic] das Bedingende zum Willen.
//195// II.
Wir machen hier mit der realen Reihe den Anfang. Zur Erleichterung des Gedächtnis [sic] wollen wir die Synthesis in der Mitte A nennen; das zunächst liegende Reale heiße B, das daran sich schließende äußere Reale C; von der andern Seite her wollen wir das zunächst liegende β und das äußere γ nennen. Jetzt reflektieren wir auf B als ein besonderes Denken, es ist das Denlken eines durch die Kausalität des Willens hervorgebracht sein sollenden Realen; versteht sich: eines realen Denkens.
Hier ist zu unterscheiden A) der eigentliche Denkakt, B) wodurch er zusammenhängt mit etwas anderm. Der erste ist leicht zu beschreiben, das Denken findet sich gebunden, es ist mit B ein Gefühl und in Beziehung aufs Denken ein Gefühl der Denknotwendigkeit verknüpft. Es soll ein aus dem Gefühle folgendes Denken sein, dass das Gefühl nicht statt finde bei dem Denken selbst etc. vide supra.
Welches ist nun das damit verknüpfte bedingende Denken, womit sichs an den Perioden [Satz] anknüpft?
Dass das Ich das Bestimmende dieses Objekts sein soll durch den Zweckbegriff. Diese Vermittelung überhaupt ist das Medium, wodurch das Ich das Objekt sieht, gleichsam das Auge; ich sehe durch mein Machen hindurch das Gemachte, ich weiß unmittelbar nur von meinem Machen. So wie in der Mathematik mit der Konstruktion bewiesen wird.
Das Ich als Bestimmendes ist das Vermittelnde in der Vorstellung des durch mich Bewirkten. Wie wird es gedacht als bestimmend? Wir wollen nämlich genetisch beschreiben, wie für uns ein Bewusstsein des Gemachten entsteht. Das Ich sieht unmittelbar auf sein Bestimmen und sieht ihm zu, an dieses Bestimmen und Modifizieren knüpft in seinem Bewusstsein sich ein Bestimmtes.
Alle Ansicht ist subjektiv oder objektiv. Ich sehe mein Bestimmen, und zugleich muss ich auch ein Bestimmtes erblicken, nach dem Bestimmen wird das Bestimmte gedacht: ersteres ist das obenliegende Unmittelbare. Dieses Verhältnis heißt: Das Bestimmen oder der Zweckbegriff des Ich soll den Grund enthalten für die Beschaffenheit des Objekts. So kommt der Satz des Grundes ins Gemüt, er bedeutet eben dies Verhältnis, in welchem , wenn es bloß analysiert wird, ein Verschiedenes durcheinander hindurch gedacht [wird].
F. hat die Symbole A, B, β und γ anscheinend an die Tafel geschrieben, um seine mündlichen Sätze zu veranschaulichen. Für uns Leser der Druckfassung muss umgekehrt der gesprochene Text die Symbolik erklären. - F. will an die Stelle der Mechanik der Begriffe die Dynamik der lebendigen Vorstellung treten lassen, das unterscheidet die Wissenschaftslehre von allen anderen philosophischen Systemen. Seine Symbole sollen Handlungen repräsentieren, sie sehen aber aus wie Zeichen für toten Stoff.
Man könnte sagen wollen: Der Grund ist das Bestimmende des Bestimmten, oder das in ihm Quantität Gebende. Aber die Wissenschaftslehre weiß bloß von einem Denken, nicht von Bestimmenden und Bestimmten als Objekten. Warum dies geschehen muss, ist schon erörtert: da es Bedingung des Selbstbewusstseins ist, welches ein Subjektobjekt ist. Alles hier Aufgestellte ist ein Teil der Synthesis, durch das allein ein Ich für mich zu Stande kommen kann.
So viel über die Form, wie das Denken eines Bestimmten ans Denken eines Bestimmenden sich anschließt; jetzt zur Materie: Der Unterschied des Zweckbegriffs und des reellen Objekts, dessen Ansicht durchs erstere vermittelt wird, ist bekannt. Das erstere ist etwas durch bloßes Denken Hervorgebrachtes, letzteres soll das Entgegengesetzte sein. Dies hat wichtige Folgen. Zuvörderst, dieses Objektive und Reelle außer dem Denken, wo ist es denn außer dem Denken? Im Gefühl und fürs Gefühl, das reelle Denken soll Denken fürs Gefühl sein, da das ideale nur sich selbst denkt und darstellt.
Hier sonach ist der Platz, wo das Denken aus sich selbst herausgeht, sich bezieht auf etwas außer ihm und objektives Denken oder eigentlich Anschauung ist.
Kriterium für Objektivität im speziellen Sinn und für Wirklichkeit ist das Gefühl. Es bleibt bis jetzt aber dabei, dass er unter Gefühl sowohl das fasst, was herkömmlich als Sinnlichkeit verstanden wird: die Meldungen des Sinneszellen an die Neuronen im Gehirn, als auch den Denkzwang, das 'Gefühl, nicht anders zu können'. - Solange er aus dieser Vermengung nicht doch noch eine Objektivität und Realität des Denkens selbst sophistiziert, ist es bloß eine Unsauberkeit. Andernfalls wäre es eine Subreption.
Man kann die gesamte Aufgabe der Wissenschaftslehre so ausdrücken: Wie kommt das Ich dazu, aus sich selbst herauszugehen?
Dieses geschieht auch durch Vermittelung: die, dass das Ich nun zuvörderst herausgehe aus seinem ursprünglich Reinsten, aus dem Denken; daraus geht es fort zu dem Gefühl, //197// dies vermittelt das Herausgehen aus sich selbst, die Annahme einer Außenwelt. Der Platz nun, wo an das bloße Denken sich etwas anknüpft, was kein Denken ist, ist hier. Hier wird vom Denken fortgegangen zum Gefühl. Aber wenn wir dies noch näher ansehen, so scheint es doch nicht Stich halten zu wollen. Es ist nämlich sonderbar, dass ein bloßes Denken den Grund zu einem Gefühle haben soll.
Das war das Mysterium bei Plotin, Spinoza und Hegel: wie kommt die Substanz überhaupt dazu, ihre Identität zu verlassen und in Akzidenzen zu "emanieren" (E. Lask)? 'Warum ist GOtt Schöpfer geworden' - die Theologie verbietet diese Frage. Der spekulative Pomp der metaphysisch-philosophischen Systeme täuscht darüber hinweg, dass sie sich an der Frage vorbeidrücken. Wenn sie aber der Theologie nichts Substanzielles hinzu zu fügen haben, wieso konnten sie's dann nicht bei ihr belassen? Die Philosophie ist dann überflüssig.
Der Transzendentalphilosoph Fichte dreht die Frage um. Er setzt nicht erst ein Ich, um es dann, warum auch immer, tätig werden zu lassen; sondern geht aus vom Faktum der vernünftigen Tätigkeit, das aus dem Noumen Ich erklärt wird. Tatsache ist, dass das (noumenale) Ich aus sich heraugegangen ist. Er muss nun nicht seine Phantasie schweifen lassen und raten, was es dazu veranlasst haben könnte. Er muss lediglich heraus finden, wie das möglich war. Eine Notwendigkeit wird nicht behauptet.
Nota II.
Fichte hat nicht nur die neuzeitliche Dialektik in die Welt gesetzt, er hat auch ihre besondere Terminologie geschaffen: Der Begriff der Vermittlung kommt in systematischer Bedeutung anscheinend zuerst bei ihm vor. (Nur von 'Dialektik' hat er nie geredet.
Nota III.
Nämlich der Zustand des Denkenden in diesem Moment ist doch wohl der eines reellen sinnlichen Denkens; nun wird in demselben Akte das Entwerfen des Zweckbegriffs mitgedacht und erst durch diesen hindurch die Beschaffenheit des Objekts gesehen. Also muss auch das erste sinnlich werden, und sonach ensteht hier abermals ein Spalten, und es kommt in doppelter Ansicht das Ich vor; teils als Zweckgebriff und [teils] als sinnliche Kraft, beides vereinigt und zersplittert dadurch, dass zwei verschiedene Denken stattfinden: reines Denken und sinnliches Denken.
Historisch bekannt sind diese Sätze genug, und derselbe Satz ist schon oben dagewesen, der: Was ist mein Leib? Nichts als gewisse Ansicht meiner Kausalität als Intelligenz, weil ich als Leib durch ein sinnliches Denken Verbreiten im Raum und Verwandeln in Stoff gedacht werde [sic].
Inzwischen ist immerhin die Intelligenz Leib geworden; dann wird hoffentlich auch bald das Denken Gefühl werden können.
*) Ausgaben der KrV und KpV
Die Kategorien sind die Weisen, wie das unmittelbare Bewusstsein zu einem mittelbaren wird; die Weisen, wie das Ich aus dem bloßen Denken seiner selbst herausgeht zu dem Denken eines Anderen. Sie sind nicht etwa etwas Verknüpfendes, sondern sie sind die Weisen, ein Einfaches zu einem Mannigfaltigen zu machen, das Einzelne doppelt anzusehen.
Die Unsicherheit des Ausdrucks lässt es denkbar erscheinen, dass der Protokollant nicht recht ver- standen hat. Mir jedenfalls fällt es schwer, etwas anderes zu glauben.
Der Zweckbegriff oder das Bestimmen des Ich kommt [vor] in doppelter Ansicht: teils als bloßes Ideales, teils als etwas Reales durch physische Kraft; der Grund ist angezeigt: Ersteres ists vom Ich aus als Intelligenz angesehen, letzteres ist es, wenn es bezogen wird auf den Effekt in der Sinnenwelt. Wir hätten also in der realen Reihe schon zweierlei, die physische Kraft und das Gefühl, das dadurch im Ich selbst hervorgebracht wird.
Die Hauptsynthesis A bestand in der Vereinigung des Idealen und des Realen. Das nächste Reale wäre jetzt die physische Kraft des Ichs selbst. Die gegenwärtige Aufgabe wäre: den bloßen Zweckbegriff und die reale Kraft zu vereinigen. Wir sagten: Du siehst das durch dich Hervorgebrachte in der Sinnenwelt infolge eines anderen.
Ich kann in gewisser Rücksicht sagen: Es gibt kein Bewusstsein einer Sinnlichkeit, eines sinnlichen Produkts, sondern ein höheres Bewusstsein, welches sich nur darein verwandelt. Gibts denn ein Bewusstsein z. B. meines Schreibens, Arbeitens an einem Block? Auch nicht, keinesweges, dies ist durch ein höheres Bewusstsein, das Entwerfen eines Zweckbegriffs bedingt. Also hier ist ein Mittelglied eingeschoben worden, nämlich zwischen den Zweckbegriff und das [dadurch] Bewirkte: die durchs reine Denken bestimmte sinnliche Kraft, aber wir gehen nicht unmittelbar darauf.
Das Resultat des Vorigen ist: Ich schaue das Bestimmen meiner physischen Kraft im Denken des Objekts unmittelbar an, aber diese physische Kraft ist die meine lediglich, in wiefern auch sie durch den Zweckbegriff erblickt wird. Es ist demnach die Hauptfrage: Wie wird das bloße reine Denken versinnlicht zur Ansicht einer sinnlichen Kraft? Dies ist die erste Versinnlichung.
Um uns den Weg zu bahnen, untersuchen wir erst etwas anderes. Wir orientieren uns eigentlich. Das gegenwärtig überlegte Denken war das reale Denken, es ist vermittelt durch das Denken der Bestimmtheit, einer verursachenden sachlichen //200// Kraft. Diese ist in gewisser Beziehung auch ideal. Es ist demnach hier Synthesis des Idealen und Realen.
(Die Begriffe Ideales uns Reales gelten nur relativ, in den Zwischenräumen liegen Mittelglieder, die ideal und real sind, je nachdem man sie vorwärts oder rückwärts bezieht.)
Diese Synthesis und ihre Bestimmtheit ist wieder durch eine andere Synthesis vermittelt. Wir sehen, dass wir anstatt des obigen Plans, ein einzelnes Denken aneinander zu knüpfen, lauter Synthesen aufstellen. Die vermittelnde Synthesis nun, durch welche hindurch die Bestimmtheit der physischen Kraft bestimmt würde, wäre das Entwerfen des Zweckbegriffs, in der folgendes liegt: das Entwerfende, Tätige, dem - inwiefern es Intelligenz ist - entgegensteht die tätig sinnliche Kraft; zweitens das Bestimmte, was den wirklichen Zweckbegriff hat.
Beides ist nur durcheinander möglich, dies ist nun selbst in gewisser Rücksicht im Verhältnisse der Idealität und Realität; nur betrachte man diese Objektivität noch nicht sinnlich, es ist bloß von Anhalten und Bestehen des Denkens die Rede, beides ist offenbar beieinander. Im Entwerfen ist die Aussicht auf den künftigen Zweckbegriff, im Realen ist der aufgefasste bestimmte Begriff vom Zwecke. (Wir können sagen: Das Ich entsteht für sich durch eine Synthesis seiner selbst als ideal und real, als bloß denkend und [bloß] fühlend.
Was auf der einen Seite liegt: β und γ, nennen wir das ideale Ich, und untersuchen diese Synthesis. Die Hauptsache beruht darauf, zu lernen, wie das Ich sich bestimmend als zu einem Zweckbegriff finde [sic]. - Zuvörderst ist bekannt, dass auf diesem alles Bewusstsein beruhe. Wie setze ich also den Zweckbegriff selbst? Nur inwiefern ich ihn entwerfe und mir dabei zusehe. Ich bin nur tätig und bin mir nur meiner als Tätigkeit bewusst.
Wie kannst du wissen,
dass du denkst? Ich weiß nur von meinem Tun, nur vom Denken, in wiefern
ich mein Tun erblicke. Der Zweckbegriff ist nichts Gegebenes, sondern er
ist mit meinem Wissen durch mich selbst hervorge-//201//bracht.
Dieses mein Hervorbringen ist das eigentliche Objekt meines
Bewusstseins. So gehen wir abermals höher. Ich sehe meinen Zweckbegriff
nur, in sofern ich meine Tätigkeit in Entwerfung desselben erblicke.
Wie ist denn also nur
dies möglich? Das Sinnliche, von dem wir der Bequemlichkeit wegen
aufsteigen wollen, muss etwas Abgeleitetes sein, das selbst noch nicht
abgeleitet ist, aber wohl im gemeinen Bewusstsein vorkommt. Wie ist
denn nun Bewegung in der Körperwelt möglich? Diese zu denken ist
unmöglich.
Zwischen jeden
möglichen zwei Punkten in der Linie, zwischen denen sich ein Körper
bewegen soll, zwischen X und Y, liegen unendlich viele Punkte, denn die
Linie zwischen X und Y ist zu teilen bis ins Unendliche. Die Kugel muss
daher, ehe sie aus X und Y kommt, durch unendlich viele Punkte hindurch
gehen; so eine Bewegung ist nie vollendet, mithin kommt der Körper nie
an seine Stelle, so nahe man die Punkte sich auch denke.
Dieser Beweis ist
streng richtig, aber jedes Kind bringt uns Bewegung hervor. Das kann
sein, und ersteres kann doch bestehen. Wir mögen wohl zum Begriff der
Bewegung auf einem anderen Weg kommen als durchs Denken, denn man
denkt darin nicht Punkte, sondern Linie. Woher entsteht nun eine
Möglichkeit, die Punkte nicht, sondern gleich eine Linie zu denken? Der ganze Grund, worauf sich die Behauptung der [Un-] Möglichkeit stützt, fällt weg.
Hinterher kann nun wohl
die Linie ins Unendliche geteilt werden. Die ganze Sache ist, dass wir
die unendlichen Punkte in einem einzigen synthetischen Akt gefasst
haben. Alle unsere Vorstellungen sind Vorstellungen von Verhältnissen,
aber zuletz müssen wir doch auf etwas zu Grunde Liegendes kommen. Dies
ist aber nicht an dem, wir kommen auf etwas Ursprüngliches, was
unendlich auffasst. Also die Intelligenz hat das Vermögen,
entgegengesetzte Dinge in einem Akte zu fassen, oder sie hat
Einbildungskraft, ursprüngliche Synthesis des Mannigfaltigen.
Das ist eine Variante von Zenons Paradox von Achilles und der Schildkröte. Die Linie wird aber gar nicht gedacht, sondern angeschaut. Gedacht und nachträglich hinzugefügt sind die Punkte. Nur der Mathematiker wählt zuerst Punkte und verbindet sie hinterher durch eine Linie. Der gemeine Verstand ermisst mit den Augen eine Entfernung; um deren Außenstellen als Punkte "wahr" zu nehmen, muss er abstrahieren und reflektieren, und zwar abwechselnd die eine und dann die andere. Die Linie danach aus Punkten zu 'rekonstruieren', ist allerdings ein unendlicher Kraftakt.
Warum dieser umständliche Weg zur Einbildungskraft? Weil sie nicht von vornherein dogmatisch postuliert, sondern die Notwendigkeit ihres Begriffs erst im Verlauf der Darstellung demonstriert werden sollte. Dies ist die Rückseite der genetischen Methode: Es 'zeigt sich' im Vollzug der Entwicklung, dass gewisse gedankliche Voraussetzungen als von Anfang an unausdrücklich mitgedacht aufgefasst werden müssen.
Wenn so der Begriff der Einbildungskraft gewonnen ist, kann er weiterentwickelt werden.
Das ist übrigens eine Stelle, wo die Transzendentalphilosophie in unmittelbare Konkurrenz zur Wahrnehmungspyschologie gerät: Wenn sich im wirklichen Bewusstsein keine Leistungen dieser Art beobachten ließen, möchte der Begriff der Einbildungkraft gedanklich noch so notwendig sein: Für die Philosophie wäre er verloren. Gottlob hat die Gestaltpsychologie ein Fülle solcher Leistungen zu Tage gefördert. im Juni 2019
Das Aufgefasste ist nur entgegengesetzt, man kann nur mit dem Verstande unendlich teilen, aber es wird //202// doch aufgefasst; in sofern ist die Einbildungskraft produktiv.
Aber hauptsächlich: Wie wird durch dieses Auffassen der Einbildungskraft Bewegung möglich? Der Akt der Einbildungskraft ist Zusammenfassen des Mannigfaltigen, hier: ein sukzessives Anreihen unendlicher Punkte, die erst hinterher durch Analyse unterschieden werden. Damit wird ein Einfaches, eine Kraft vereinigt, die eben deswegen bloß gedacht wird, bloßes νοουμενον ist, diese Kraft wird durch die ganze Reihe hindurchgeschoben als Bewegung, und diese Bewegung ist stetig.
Bewegung ist Tat, Lebendigkeit; um diese ist uns hier zu tun. Bewegung in diesem Sinne entstand dadurch, dass das Einfache durch ein Forstschreitendes hindurchgeschoben wurde. Wie bemerke ich mich denn als das im Bestimmen Tätige? Keine Bestimmtheit ohne Bestimmbarkeit. Was ist denn nun das bloß Bestimmbare, das erste Bestimmbare, von welchem erst das Bewusstsein meines Bestimmens ausgeht? Es ist ein unendlich Teilbares der Handlungsmöglichkeit, so gewiss es die Handlungsweise eines freien Wesens enthaltens soll; dieses wird aufgefasst durch die soeben beschriebene Einbildungskraft, durch das Vermögen, nur Entgegengesetztes aufzufasssen.
Hier ist nicht die Rede von einem Entgegengesetzten im Raume und der Zeitmomente, sondern dem Entgegengesetzten des reinen Denkens, der reinen Handlungsweisen; die Synthesis im Raume ist bloß versinnlichtes reines Denken. Hier vereinigt die Einbildungskraft absolut das ins Unendliche Teilbare der Handlungsmöglichkeiten. Sie ist das Vermögen, das Bestimmbare zu fassen, welches das Denken nicht kann, weil es diskursiv ist; aber es gibt ein besonderes Vermögen, das Entgegengesetzte zu fassen, die Einbildungkraft.
Der Verstand unterscheidet. Gedächtnis ist seine Bedingung. Zwei Entgegengesetzte zugleich auffassen ist Einbildungskraft. Landläufig heißt diese Fähigkeit Humor.
(Zwei Unterschiedene werden, indem ich auf beide zugleich reflektiere, einander entgegengesetzt. An sich sind sie weder dieses noch jenes, sondern gar nichts.)
Alles, was ein Mensch vermag, ist sein Vermögen. Sein Vermögen ist alles, was er vermag. 'Es gibt ein besonderes Vermögen'? Unterschieden - als Mannigfaltige aufgefasst - werden sie erst, indem ich auf das reflektiere, was sie vermögen. 'Es gibt' nicht mehrere, sondern sie können so gedacht werden. Das war immer Fichtes Auffassung, im Unterschied zu Kant. Die Formulierung an dieser Stelle ist eine Flüchtigkeit.
Ihr entgegengesetzt ist das Fassen des Bestimmten, das Denken, beides ist nicht ohne ein anderes, und beides sind nur verschiedene Ansichten meines ganzen Vermögens. Dies ist dasselbe viel //203// tiefer gefasst als: keine Anschauung ohne Begriff und kein Begriff ohne Anschauung.
Dann ist anzumerken: Das Bestimmbare ist nicht etwa vor der Einbildungkraft voraus, sondern das Bestimmbare entsteht eben durch die Einbildungskraft und bloß durch sie. Von der höchsten Synthesis aus ist zu sagen: Ich schaue mich an als einbildend, und dadurch schaue ich ein Bestimmbares [an]. Insofern ist die Einbildungskraft absolut produzierend in Rücksicht des Stoffs, so wie überhaupt das Ich produzierend ist; und endlich: Das Objekt der Einbildungskraft ist das Bestimmbare, dasjenige, das alle Tätigkeit im Bestimmen, die doch dem Ich allein zugeschrieben wird, bedingt.
Festzuhalten die Unterscheidung von einbilden = das Bestimmbare als solches setzen, und denken = das Bestimmte auffassen. Fichte hat eine eigene Terminologie nicht ausbilden wollen, aber an gewissen Stellen erläutert die Wortwahl einen Gedanken, der anderswo undeutlich bleibt.
Diese Teilbarkeit ruht nicht als immanente Eigenschaft in dem Bestimmbaren als an sich [sic], denn dieses ist meine Einbildungskraft selbst, welche bloß zusammenfasst. Es heißt also bloß: Das durch die Einbildungskraft Gelieferte wird hinterher geteilt durch die Urteilskraft; wenigstens wird sie [= die Teilung] gesetzt als vorzunehmend. Eigentlich ist also eine Wechselwirkung zwischen Einbildungskraft und Urteilskraft; beide sind nur durch einander zu beschreiben.
Man könnte daher sagen: Die Einbildungskraft ist das Vermögen absoluter Ganzen [sic], die Urteilskraft ist das Vermögen des Einfachen, beides steht in Wechselwirkung. Kein Einfaches ohne Ganzes, kein Ganzes ohne unendliches Einfache [sic]. Man erinnere sich an den alten Sorites. Wenn man sagte: Die Einbildungskraft fasst zusammen ein unendlich Teilbares, so heißt das: teilbar für die Urteilskraft. Es heißt also: Für den gesamten Geist ist dasselbe ein Ganzes; eins, was für denselben Geist auch bloße Sammlung des Teilbaren ins Unendliche ist.
Da ist zuerst das vage, verschwommene Bild, das als solches nicht aufzufassen ist, sondern zu diesem Behuf 'bestimmt' werden muss: gezeichnet, festgestellt, verdeutlicht - das heißt in sich unterschieden werden durch Entgegensetzungen. Fassen wir es als zwei 'Schritte' auf - nur der Verdeutlichuung halber, denn es ist nur einer -, dann schreibe ich den 'ersten' der Einbildung zu, den 'zweitem' dem Urteilen; faktisch kann ich den einen nicht ohne den andern tun. Es ist die Reflexion - das Beurteilen des Urteilens -, das die zwei 'Schritte' unterscheidet und auf zwei verschiedene 'Vermögen' schließt.
Oder anders: Am Anfang steht ein Quale; seine Qualifizierungen kommen danach - als Unterscheidungen.
(Der Haupteinwurf ist der: Wenn die Natur [euer] eigen Produkt ist, wie könnt ihr noch von der Natur lernen? Wenn es euer Produkt ist, wie ist Naturforschung möglich? Aber dieses Lernen ist nichts anderes als lernen unserer selbst; analysieren durch die Urteilskraft, was durch die Einbildungskraft gesetzt ist.)
Das bestimmende Ich ist etwas Einfaches, Absolutes, durchs bloße Denken Produziertes, ein Noumen, darin wird ja nicht gedacht ein sich wirklich bestimmendes Ich, da bloß die Form gedacht wird, das bloße Vermögen. Dies ist ein sonderbarer Begriff, da sich nicht verstehen lässt, was ein bloßes Vermögen sein könnte, und doch ists im Bewusstsein gedacht.
Es geht nicht um Begriffe und deren bestmögliche Definition, sondern um das materiale Vorstellen selbst. Dem Begriff nach kommt die Unbestimmtheit vor der Bestimmung. Woher die Bestimmung aber kommt, wird gar nicht gefragt. Doch die Intelligenz, die in einer Reihe vernünftiger Wesen zur Welt gekommen ist, trifft zuerst allenthalben auf schon (von Andern) Bestimmtes. Unbestimmtheit ist das, was sie zuerst nicht kennt, darum erscheint sie ihr, wo sie ihr begegnet, von vorherein als zu überwindender Mangel: als ein zu-Bestimmendes. Als was sie zu bestimmen ist, weiß sie nicht, aber dass. Das Was schwebt ihr als Möglichkeit vor. Es erstaunt, dass F. von Schweben an dieser Stelle nicht spricht.
Anmerkung. Nur
durch dieses gegenwärtig geschilderte Denken, durch das sich das Ich ein
Vermögen zuschreibt, findet es sich als wirkliches Ich, abgesondert
von der Welt. Auf das Bestimmtsein wird das im Ersten entstandene Ich
übertragen [sic].
Es ist alles Erscheinung, auch ich mir selbst, welches schon Kant
gesagt hat; aber woher diese Erscheinung? Diese mache ich. Was bin ich?
Ein Geist, - Seele und dergleichen mehr. -
Aber ist letztere Ansicht erstes: auch Erscheinung? Auch dies ist Erscheinung, nämlich die eines Vermögens, vide
Reinholds Vorstellungsvermögen pp; aber hier sehen wir, wie ein
Vermögen überhaupt entsteht, es ist ein sinnlicher Begriff, erzeugt
durch Versinnlichung. Im ganzen Bewusstsein komme ich nur immer vor als
Vermögen.
Wir wollen das
Bewusstsein der Agilität des Ich ableiten, nicht als etwas, das
geschehen ist, sondern als etwas unmittelbar Geschehendes. Oben
argumentierten wir so: Ich finde meine eigene physische Kraft als
bewegt; durch sie hindurch erblicke ich ein Objekt als Resultat meiner
Kausalität, aber wie wird die physische Kraft die meinige? Ich beziehe
diese Bestimmtheit derselben auf mein Selbstbestimmen, welches ich
voraussetze als Erklärungsgrund. Demnach entsteht die höhere Frage:
Wie werde ich mir dieses meines Bestimmens bewusst?
Dies haben wir zuletzt erörtert.
Ich erscheine mir in meinem Tun: in dem, was actu geschieht, als das Tätige. Erscheinung wessen? Eines Vermögens, das ich 'nachträglich voraussetzen' muss, und nur als solches kommt ein Ich im Bewusstsein vor.
Anmerkung. (Zur
Deutlichkeit) Schon oben wurde gesagt, es sei in der gewöhnlichen
kritischen Philosophie eine gewaltige Lücke, dass man zeigte, wie die
Zeitmomente aneinandergereiht würden und dadurch eine Dauer entstünde,
welches doch nicht sein kann; wenn im einzelnenen Momente keine Füllung
ist, ist im Ganzen auch keine. Es muss also bewiesen werden, dass //206// jeder einzelne Moment eine Dauer hat. Diese entsteht aus dem Schweben der Einbildungskraft zwischen Entgegengesetzten.
Darin besteht die
Einbildungskraft, dass ich unendlich Teilbares fasse, erst in diesem
Zusammenfassen entsteht der Moment. Nach dem Obigen wird nach der
Kategorie der Kausalität durch den Zweckbegriff hindurch das Objekt
erblickt. Dies Verhältnis ist ganz gleichzeitig, da es unmittelbar
verknüpft ist, zwischen Ursache und Wirkung liegt keine Zeit dazwischen.
Woher nun Zeitdauer? Oder entsteht sie etwa dadurch, dass mehrere
Wirkungen sich aneinander anschließen? Aus nichts wird nichts, und wenn
eine Wirkung keine [Zeit] einnimmt, nehmen tausend auch keine ein.
Der Zweckbegriff selbst
und sein Entwerfen hat eine Dauer, und erst durch diese entsteht durch
sinnliche Vermittelung ein sukzessives Handeln, allmähliches Entstehen
des Produkts unseres Handelns. Bei Kant ist dies nicht klar, vide Jacobi, Über Idealismus und Realismus, welches fleißig nachzulesen ist.
Wenn die Sukzession durch ein Nacheinander von zweckhaften Handlungen entsteht, so besteht der einzelne Zeitmoment in einer zweckhaften Handlung. Wenn die Handlung ein Moment ist, hat sie keine Dauer, und viele Handlungen ebensowenig. Dauer entsteht durch das Entwerfen des Zweckbegriffs; es besteht im Auswählen aus einer Mannigfaltigkeit als gegeben angenommener Zwecke. Eine Dauer entstünde lediglich durch das Deliberieren im Moment der Wahl.
Dieser Akt ist das Denken einer Substanz (nicht Substanzialität): Es gehört dazu teils ein Noumen, das lediglich Gedachte (das, was man sich denkt), wo das Denken nicht auf ein Gegebenes geht; dieses ist hier das Bestimmende Ich der bloßen Form nach; teils eine Versinnlichung desselben durch Vereinigung des lediglich Bestimmbaren mit ihm durch die Einbildungskraft.
In der Substanz liegt der Charakter des Bestehenden, Festen, Fixierten, diese Absolutheit kommt von dem diesfallsigen Noumen; teils liegt drin bloße Bestimmbarkeit, alles zu werden, was in ihrem Begriffe liegt (das Bestimmte, was sie ist, ist Akzidens); endlich liegt drin etwas die Zeit Füllendes, eine Zeitdauer, welche aus der Vereinigung des Einfachen mit dem Mannigfaltigen, welches durch die Einbildungskraft nur in einer gewissen Sukzession aufgefassst werden kann, entsteht. Dieses mannigfaltige Bestimmbare gibt, wenn eins allein gedacht wird, die Akzidens [sic].
In dem, was als Substanz gedacht wird, 'liegt drin' - teils, teils - eine Mannigfaltigkeit von Akzidenzen, begrifflichen Bestimmungen, denn Substanz ist Wechsel, genauer: das, was als das Wechselnde vorgestellt wird. Oder umgekehrt: Die Mannigfaltigkeit, die von der Einbildungkraft zur Einheit gefasst wurde, weist, sobald sie als Substanz gedacht wird, ihrerseits einemannigfaltige Bestimmbarkeit auf: teils teils.
Man versetze sich auf den Standpunkt dieser Untersuchung: Wir schwebten erst über der Synthesis A, ließen uns herunter //207// ins einzelne diskrete Denken, das in der Synthesis liegt und erst in ein gewisses Verhältnis gesetzt wird; der Standpunkt wird geändert, wir setzen uns wieder über die Synthesis.
In A setzt das Ich sich selbst als denkend auf die beschriebene Weise, wir haben immer nur auf das Vermittelnde gedacht. Nur sagten wir voraus, durch dieses letztere wird das Denken meiner als Bestimmten [sic] objektiv, als Bestimmenden wieder subjektiv vereinigt mit der Hauptsynthesis. Das Abgesonderte wollen wir wieder in seiner Vereinigung ansehen, wir reflektieren auf die Synthesis, und es erscheint ein bloß Gedachtes.
(Es geht den Menschen schwer ein, die Idealität der Zeit zu begreifen, in der zuerst absolvierten Betrachtung sind wir erst auf dem gemeinen Gesichtspunkte bestanden. Da haben wir von der Bestimmtheit die Kraft als etwas Absolutes betrachtet [sic], jetzt solls nicht mehr so sein, wir erinnern uns daran, dass das erst Vermittelte Bestimmung unseres Selbst ist durch die Grundsynthesis, über die wir uns stellen [sic].) -
Durch das Mannigfaltige der Einbildungskraft sehe ich mein Bestimmen (das Noumen); woher nun dieses Bestimmen, das ich da hindurchsehen soll? Gegeben kanns nicht sein, ich selbst bestimme mich ja selbst und bin mir desselben als mein Bestimmen [sic] unmittelbar bewusst. Dieses Bewusstsein ist ja aber die Hauptsynthesis. Der Hauptgedanke ist: Das ist das Gesetz unseres Denkens, dass wir dem Mittelpunkte manches anknüpfen.
Das jetzt Angeknüpfte ist ja nicht der Mittelpunkt, sondern etwas durch die Kategorien der Substantialität und Kausalität Angeknüpftes. Man beschreibe erst den Mittelpunkt; dieser ist das sich selbst Bestimmende, unmittelbar - nicht durch etwas anderes hindurch - Gesehene. Das Bewusstsein ist gleichsam der Zirkel, das Intelligible der Mittelpunkt; die Peripherie ist nach notwendigen Gesetzen des Denkens an den Mittelpunkt angeknüpft, sie enthält alles Empirische, Sinnliche.
Wir haben uns jetzt in die Peripherie verloren, nun kehren wir wieder in das Zentrum zurück und zeigen, wie eben solche und keine anderen Radien gezogen werden müssen. In diesem Mittelpunkte ist das Bestimmen durch bloßes Denklen mit dem Auffassen des Unendlichen durch die Einbildungkraft unzertrennlich vereinigt und fällt in einen Akt des Bewusstseins.
Ich bin inzwischen fast sicher, dass Krause dem Rat des Vortragenden nicht gefolgt ist und versucht hat, den Wortlaut des Vortrages mitzuschreiben. Dabei gehen unvermeidlich manche Übergänge verloren, doch weil der Prototkollant mehr auf den Wortlaut als auf den Sinn geachtet hat, kann er sie nachträglich nicht ergänzen.]
Was ist dieses Bestimmte selbst? Willkürlich als bloßer Akt angesehen. Hier mangelt die Sprache. Sagt man: Es ist ein Beschränken unserer selbst - id est unserer Reflexion von dem Mannigfaltigen auf ein einziges Bestimmte [sic] -, so habe ich ja das Produkt der Einbildungskraft mit in der Definition; welches auch nicht wegzuschaffen ist. Wir können unser Bestimmen nur denken als ein Übergehen oder ein Schweben zwischen mehreren Entgegegesetzten. Nun sollen wir aber diese Tätigkeit ohne Rücksicht auf das beide Entgegengesetzte, zwischen dem [sic] sie schwebt, beschreiben. Um dies zu tun, müssten wir ganz andere Denkgesetze haben, oder unser Satz müsste falsch sein.
Dieses sich-Bestimmen ist der absolute Anfang alles Lebens und Bewusstseins, eben deshalb ists unbegreiflich, weil unser Bewusstsein immer etwas voraussetzt.
Das Denken steht: natürlich, denn es geschieht in Begriffen, und in denen ist Tätigkeit als Ruhe gedacht.
Doch mein Vermögen ist eins. Denken und einbilden, denken und anschauen werden nur je nach ihren Leistungen unterschieden. Die Rekonstruktion durch den Transzendentalphilosophen geht umgekehrt vor.
Bisher war nur etwas das Vermittelnde, ein anderes in derselben Rücksicht das Vermittelte. Hier ists anders, das Mannigfaltige wird gedacht neben einander, ohne Dependenz in Wechselwirkung, aber es liegt nicht zerstückt als etwas, das einander fremd sei, sondern beide greifen ineinander ein und sind gleichsam vermittelt, aber nur so, dass beide Prädikate beiden zukommen [und] dass beide durch einander hindurch gesehen werden. Der ursprüngliche Akt der gegenwärtigen Synthesis ist gleichsdam ein doppelter, wie es mit dem ursprünglichen Akt des Ich, das immer ein doppeltes ist, sich nicht anders verhalten konnte.
Beide Ansichten vereinigen sich in einem Moment: Hier ist keine Dependenz; Vermittlung wohl, aber nicht so, dass nur eins durchs andere erblickt würde und das erste nicht durch das zweite; sondern durch Wechselwirkung. Hier ist ein A, wodurch B, und B auch in derselben Rücksicht wieder A ist und durch einander hindurchgesehen wird.
Unsere Aufgabe ist längst die: die Bedingungen des Bewusstseins nach den schon bekannten Regeln zusammen zu setzen und das Bewusstsein vor unseren Augen gleichsam zu konstruieren, nur nicht wie der Geometer tut, der sich um die Frage, woher die Fähigkeit, Linien zu ziehen und Raum, herkomme, nicht bekümmert, dieser setzt schon Wissenschaftslehre voraus.
Denn die Wissenschaftslehre muss das, womit sie //179// verfährt, sich selbst erkämpfen, und in dieser Rücksicht hat das System bestimmt zwei Teile. Bis dahin, wo gezeigt wurde, reiner Wille ist das wahre Objekt des Bewusstseins, wurde ausgemittelt, womit verfahren werden sollte. Von da ging der andere Teil an. Wir konstruieren nun wirklich - wir haben nun Feld und Boden gewonnen und nun ein Verfahren zu schildern und anzuwenden. Wir setzen so zusammen:
Anfangs hatten wir bloße Erkenntnis als Anfangspunkt des Bewusstseins, dann setzten wir hinzu, dass diese nicht ohne ein Wollen möglich sei, i. e. nicht ohne etwas, das [von] dem Vernunftwesen als Wollen gesetzt wird, das nur Erscheinung sei. So ist demnach an das Erstgeschilderte etwas angeknüpft; wir müssen auch eine immer fortfließende Reihe des Bewusstseins beschreiben.
Was ist denn nun eigentlich das Objekt, das außer uns angenommen werden soll? Hier ist zuerst die Rede von einen Herausgehen aus uns selbst; hier muss streng deduziert werden; den schon angefallenen Punkt müssen wir da näher bestimmen, was in der beschriebenen Erkenntnis für ein Objekt außer uns enthalten ist?
Ich fand in dieser Erkenntnis unter anderem mich selbst als bestimmbar durch Freiheit. Diese Bestimmbarkeit meiner selbst oder Aufforderung zum freien Handeln ist genommen für ganz einerlei. Meine Individualität geht heraus aus der Masse der ganzen Vernunft; daraus geht wieder hervor eine Tätigkeit in einem Momente, diese Individualität erscheint als Aufforderung zum freien Handeln, die Individualität wird mir gegeben durch diese Aufforderung.
Individualität = der Aufforderung zum freien Handeln.
Ist dies wahr? Was heißt Aufforderung zur Freiheit? Es ist ein Begriff, der, wenn er Kausalität hätte, eine Handlung des freien Wollens hervorbrächte. Es wird ins Verhältnis gesetzt Begriff und Handlung des freien Wesens, in das Verhältnis der Dependenz, so dass Ersterer die Handlung veranlassen soll; dies ist aber [nur] möglich, daher haben wir es hypothetisch gestellt.
Sieht man darauf, dass es ein anderes Individuum sei, so ist dies //180// ein Begriff jenes Individuums, gehend auf das Aufgeforderte; es ist ein Begriff, in welchem dieses Letztere mit liegt. Dieser Begriff soll nicht Kausalität haben, denn sonst wäre es mechanische Bestimmung; aber hypothetisch wird es gedacht.
(Dergleichen Begriffe, in denen eine Kategorie angewendet wird und auch nicht, werden wir mehrere bekommen. Die Kategorie wird bloß angewendet, um die Sache denken zu können. So hier: Die Regel, mit einem Gesetzten etwas Entgegengesetztes zu denken, ist kausal, aber das hier Entgegengesetzte ist frei, und in sofern findet der Begriff der Kausalität nicht statt; aber könnte er stattfinden, so würde es so oder so sein. Die Regel eines solchen Denkens wird bloß angegeben.)
Die Aufforderung würde der Realgrund einer freien Entschließung sein, sie würde zwischen dem Bestimmbaren und dem Bestimmten das zwischeninnenliegende Bestimmende sein; letztere [sic] heißt bloße Möglichkeit eines Bestimmens, nicht der Grund, dass sie erfolge oder nicht. Sie ist bloß die allgemeinen Sphäre, aus der die Bestimmtheit hervorgehen kann - in der Aufforderung soll nicht der entscheidende Grund, sondern bloß der Erklärungsgrund sein. -
In der Aufforderung wird etwas gesetzt, was in der bloßen Bestimmbarkeit nicht gesetzt wird; sonach bestätigt es sich nicht, dass die Aufforderung und die Bestimmbarkeit eins sei. Aber wir setzen hinzu: Diese Bestimmbarkeit solle nur als Bestimmbarkeit gesetzt werden und als nichts anderes. Und nur unter dieser Bedingung sei es möglich, dass im Bewusstsein weiter gar nichts vorkomme als dieses; dass dadurch das ganze Bewusstsein gefüllt sei. Dass nur unter dieser Bedingung die Bestimmbarkeit mit der Aufforderung eins sei, ergibt sich.
Hier müssten wir im Allgemeinen zuvörderst ansehen, wie die Intelligenz dazu kommt, sich sinnliche Kraft, id est einen Leib zuzuschreiben und eine Kraftäußerung desselben. Letztere ist gar nichts anderes als das reine Denken, lediglich durch die Einbildungskraft hindurch erblickt. Mein Denken, dass die Hand sich bewegt, und die Bewegung derselben ist eins, aber Denken ists, wenn ich mir desselben unmittelbar bewusst werde; Bewegung, wenn ichs durch die Einbildungkraft hindurchgesehen betrachte. An diese Versinnlichung schließt sich die ganze Welt an, hier [in diesem Vortrag] geht die Versinnlichung bloß bis zum Bestimmen.
Dogmatiker, die doch moralische und religiöse Gesinnung haben, sind genötigt zu sagen: Gott habe die Welt erschaf-//211//en. Ersteres muss der transzendentale Idealist erklären. Er muss daher zeigen, wie die reinen Begriffe sich in einer Ansicht in materielle Substanzen verwandeln. Dies ist hier gezeigt bis zur Versinnlichung unserer selbst.
Auf das Bestimmen und das Bestimmte gründet sich die ganze Einteilung des Ich. Das erste Bestimmbare, das in der Substanz liegt, wird, insofern es durch das reine Denken aufgefasst wird, als ein Ganzes [aufgefasst], denn das Denken ist stets ein Ganzes, und erhält, bezogen auf die Duplizität des Bestimmens und Bestimmtseins als Ganzes, doppelte Ansicht: Es ist in Beziehung auf das Bestimmende mein Leib, in Beziehung auf das Bestimmtsein die ganze Welt.
Also ich=x, ich Seele, ich Leib ist ganz einerlei, es sind bloß doppelte Ansichten; weiter: Ich Leib und Sinnenwelt außer mir ist wieder einerlei und eine besondere Ansicht. Alles in der Wissenschschaftslehre beruht auf Duplizität der Ansicht. Zwischem dem Höchsten, ich=x, und dem Niedrigsten der formlosen Substanz liegen verschiedene Glieder, die in der doppelten Beziehung auf Obiges bald subjektiv, bald objektiv sind; aber ich bin für immer selbst der Gegenstand; ich selbst bin mir unbegreiflich, Subjektobjekt, welches doch ursprünglich als eins gedacht werden soll.
Ich erblicke dieses durch jenes hindurch - das sind keine Begriffe. Dieses und Jenes und Erblicken sind Bilder, man muss sie sich lebhaft vorstellen, sie sind kein begriffenes Guthaben, das man zu Buche schlagen und... jemand anderm zur Prüfung vorlegen kann. Den andern kann man immer nur einladen, es selber zu versuchen; zwingend aus gemeinsamen Prämissen argumentieren kann man hier nicht, es kann sich jeder sträuben, wie er will. Der Form nach ist es mehr Kunst als Wissenschaft. Aber nur der Form nach; der Sache nach ist es jedem zuzumuten, einer besonderen Begabung oder Berufung bedarf es nicht, nur der Absicht.
Die Substanz bin, wenn das Bestimmende erblickt wird, ich, wie ich mir auf dem Gesichspunkte des gemeinen Bewusstseins erscheine, da bin ich Leib; das Bestimmte in ersterer Rücksicht ist mein Akt, das Bewegen meiner Hand z. B.; dasselbe Akzidens ist, auf die Welt bezogen, das in der Sinnenwelt durchs Bestimmende Bewirkte, z. B. der gechriebene Buchstabe.
Alles, was wir denken, sind Verhältnisse. Das sagt gewissermaßen auch Kant, doch ohne weitere Anwendung; die dritte Kategorie sei immer die Vereinigung der beiden ersten der Substantialität und Kau-//213//salität. Dies ist richtig und vortrefflich. Kant wollte allerdings einen reinen Idealismus aufstellen. Aber von dem bloß philosophischen Gesichtspunkte aus, da man über der Substanz schwebt, findet man Wechselwirksamkeit und Substantialität mit Kausalität selbst koordiniert.
Hegel hat in der Vorrede zur Phänomenologie des Geistes Amerika neu entdeckt: Die Substanz müsse 'auch als Subjekt gefasst' werden; doch das hat schon Spinoza nicht anders gehalten.* Dabei lehrt schon der gesunde Menschenverstand: Nur als Subjekt kann eine Substanz überhaupt gedacht werden. Die Wissenschaftslehre fügt nun aber hinzu: Das Subjekt ist gar nicht, sondern muss sich als solches immer erst setzen.
*) Ein reiner Objektivismus – Eleaten? – würde sagen: Die Subjekte mögen tun, was sie wollen; die Substanz liegt ihnen doch immer zu Grunde.
Es ist nicht überflüssig zu erinnern, dass nicht von reellen physikalischen Phänomenen die Rede ist, sondern von den Vorstellungen, die wir ihnen unterlegen.
Anmerkung. A. Wollen ist zuvörderst ein selbsttätiges Bestimmen, alles Bestimmen ist durch die Einbildungskraft vermittelt, es ist ein tätiges Bestimmen zu einem Zweckbegriffe. Sonach ist der ganze Begriff des Wollens sinnlich, alles Wollen ist Erscheinung, das reine Wollen wird bloß als Erklärungsgrund vorausgesetzt, es ist in unserer Vorstellung und Sprache nicht zu fassen; = absolute Selbstheit, Autonomie, Freiheit, alles ist gleich unbegreiflich. Die Freiheit lässt sich nur negativ beschreiben, durch: nicht bestimmt zu werden - abermals sinnlich.
Kurz, es ist das, was möglich macht, dass ich mich als selbsttätig, als Ich denken kann. Dieses ist das Materiale in allem Bewusstsein. Um das Formale zu erklären, muss man die Reflexion voraussetzen. Dies ist =X, das Absolute, das nur Grund ist, es liegt in demselben absolutes Subjektives und absolutes Objektives.
Nun ist aber diese Reflexion ein sich-Bestimmen, aber der oben beschriebene Akt der Einbildungskraft ist ein Akt des Ich und wird sonach bestimmt. Demnach wird in demselben ungeteilten Akte das reine Denken durch die Einbildungkraft versinnlicht und das durch die Einbildungskraft Versinnlichte durch das reine Denken bestimmt (Wechselwirkung des Anschauens und Denkens). Durch diese Bestimmung entsteht ein geschlossenes Vermögen des Ich als sinnliche Kraft und eine Bestimmtheit desselben (Begriff der Substantialität). Zu der Bestimmtheit dieser sinnlichen Kraft wird ein Objekt hinzugdacht und durch sie im Denken bestimmt (Begriff der Kausalität).
Aber wie weiß ich, dass ich es tue? Dies dadurch, dass ich unmittelbsr von meinem Tun weiß, und dass ich ich selbst das sei, weiß ich [dadurch], dass ich unmittelbar von diesem Sein weiß. Darauf bedarfs keiner weiteren Antwort; also bloß darauf, wie ich wisse, dass aus jenem meinem Tun dieses Sein folge; und die Lösung dieser Aufgabe wäre die Deduktion des Selbstbewusstseins und mit ihm alles anderen Bewusstseins. -
Tun und Sein sind ganz dasselbe, nur von verschiedenen Seiten angesehen. Diese doppelte Ansicht muss sein, wenn ein Ich sein soll, aus ihr geht erst das Ich hervor. Sieht das Ich sein reines Denken durch die Einbildungskraft hindurch, so entsteht ihm ein //215// Tun. Denkt es das wieder, was durch die Einbildungskraft dargestellt ist, so wird es zum Sein. Das reine Denken und Wollen macht also notwendig das Ich aus. Wie ein Ich gesetzt ist, ist es gesetzt; wie ein Ich gesetzt ist, ist ein Bewusstsein gesetzt wie das beschriebene.
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