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Denn so gewiss dieses X Bestimmbarkeit oder Aufforderung nur begriffen wird, so gewiss wird frei gehandelt; selbst durchs Widerstehen äußert sich die Freiheit. Ich finde mich hier notwendig als etwas Bestimmbares, zum Handeln zu Bringendes (Bestimmbarkeit qua forma). - Bestimmbarkeit ist nicht zu denken ohne Bestimmtheit, beide voneinander getrennt sagen nichts. 

Dies ist verständlich, aber nicht einleuchtend; jetzt wollen wir es deutlicher auseinandersetzen.

Ich begreife die Aufforderung, was heißt das, was liegt in der Aufforderung? - Folgendes: Ich fasse den Begriff, habe die Erkenntnis, dass in einem Begriffe eines anderen Vernunftwesens gerechnet ist auf mein Handeln, und dass, wenn dieser Begriff Kausalität hätte, ein bestimmtes Handeln durch mich erfolgen würde. Der andere hat einen Begriff, der mein Handeln beabsichtigt, aber doch kann er mich nicht als Sache gebrauchen.

Es enthält dieser Begriff:
A) Ich selbst werde darinne gedacht;
B) ein Akzidens von mir, mein freies Handeln

Sonach finde ich durch den bloßen Begriff dieser Aufforderung sowohl mich selbst als mein freies Handeln; letzteres als ein bloß Mögliches und Gedachtes. Ich finde mich durch den andern gedacht als handelnd. Deswegen handle ich noch nicht wirklich.

Du fragst mich heißt: Du willst von mir eine Antwort; ich verstehe diese Frage heißt: Ich weiß, was für eine Handlung das ist, die du willst, dass ich sie vollziehen soll. Hierdurch bin ich noch nícht zu Ende, denn hier erscheine ich mir immer noch als ein Bestimmbares, noch nicht als ein Bestimmtes. Dies hat keinen Sinn. So gewiss also noch etwas gedacht wird, wird dies das Bestimmte zu dem Bestimmbaren. Aber warum soll etwas dazugedacht werden, warum soll das Bewusstsein nicht geschlossen sein?

Es soll gezeigt werden, warum an ein Bewusstsein ein anderes angeknüpft werde, und wie eine laufende Reihe entstehe. Dies haben wir ganz bestimmt und scharf hier.

Nota.   
Worauf soll das hinaus? Wenn die geforderte Handlung aus Freiheit verweigert wurde, dann wurde die Aufforderung ipso facto... befolgt? - 'Dies wäre verständlich, aber nicht einleuchtend.' Denn wenn auch die Verweigerung eine Handlung aus Freiheit war, dann wurde doch nicht etwas getan, sondern etwas - was immer es sei - wurde nicht getan. Mit dem Bestimmen wären wir keinen Schritt weiter.

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3. 

So gewiss ich die Aufforderung begreife, finde ich mich als Subjekt mit dem Prädikate der zu findenden Freiheit. Was heißt das, ich finde mich? (Durch bloße Analyse muss die Notwendigkeit des Anknüpfens gezeigt werden.) Was müsste ich denn erkennen, um das sagen zu können? Ichheit besteht in der absoluten Identität des Idealen und Realen, sie ist eine Intelligenz außer dem entstehenden Bewusssein nur für den Philosophen; aber wie wird sie für das Ich, das wir konstruieren? Wie komen wir dazu, den absolut unmittelbaren, den ersten Punkt desselben aufzuzeigen?

Jetzt ist die Rede vom Formalen. - Ich finde mich, heißt: Das Ideale und das Reale wird gefunden als identisch; oder: Es erscheint mir im Denken ein Sein durchs Denken; durchs Denken erscheint ein Sein, heißt: Ich denke und es wird. Dadurch wird also der Wille ausgedrückt, der denn doch ein bloßes Denken ist, und in dem sich durch diese Synthesis des Denkens mit dem Sein das Denken in eine Erscheinung des Wollens verwandelt. Aus diesem hervorgebrachten Sein erfolgt ein anderes Denken; ich nehme das Sein unmittelbar wahr; z. B. meine Hand bewegt sich, heißt: Ich denke meine Hand als bewegt und sie bewegt sich. - 

Ich will meine Hand bewegen, heißt: Ich denke meine Hand als durch unmittelbare Wahrnehmung und Willkür bewegbar. Den Unterschied dieser zwei Denkungsarten aufzuzeigen ist hier unser Zweck. Worterklärungen des Willens sind bekannt genug, z. B. das Wollen ist Denken eines Zweckbegriffs; das erste ist ideales, das letzteres reales Denken. Das Denken des Zwecks ist Übergang der Bestimmbarkeit zur Bestimmtheit; das Denken der Bestimmbarkeit ist ein Schweben zwischen mannigfaltigen entgegengesetzten Reflexionsmoenten. 
 
Im Denken des Zwecks gehet man eben zum Denken des Bestimmten aus diesem Bestimmbaren über. Es ist also das Denken des Zwecks ein freies Denken. Die Bestimmbarkeit ist lediglich für mein Denken, und ihre Form ist unfixiertes Schweben zwischen mannigfaltigen entgegengesetzten Reflexionsmomenten; das Wollende ist auch das Denkende, durch welches zu-//183//erst dieses Schweben fixiert und in einem einzigen Punkt kontrahiert wird.
 
Nota. 
Wirklich ist eigentlich immer nur das Schweben: dasjenige, wo Bewegung ist, wo etwas geschieht; es ist aktuale Tätigkeit. Ein Schweben zwischen Zweien: Die Fixpunkte werden als solche nur gedacht. Denn gedacht - angeschaut und begriffen - werden kann das Wirkliche, das Tätigkeit ist, nur so; nur interpunktiert; nicht als Fluss, sondern in Sprüngen. Hier findet im Denken eine Umkehrung statt: Das Fixe, das nur gedacht wird, kommt dem Denken als das Eigentliche vor, die aktuale Tätigkeit, das "Schweben", als hinzugedachtes Akzidens.
Bestimmt und bestimmbar sind Reflexionsmomente. Real ist das Übergehen vom Einen zum Andern: bestimmen.

Es wird zu einem bestimmten Denken übergegangen. Wird auf die Bestimmtheit abgesehen, so ist das Ich gebunden und es ist ein objektives Denken, mit dem ein Gefühl verbunden ist. Wird hingegen auf die Freiheit im Bestimmen gesehen, so erscheint es als ein Wollen. Das Denken eines Zwecks und das eines Objekts sind eigentlich dasselbe, nur sind sie es von verschiedenen Seiten angesehen. 

Wie sind denn diese beiden Ansichten verschieden? 1) In Rücksicht auf dich selbst und deine Freiheit; 2) auf die Bestimmtheit im Denken (die auch von deiner Freiheit herkommt, ohne dass du darauf reflektierst). So ist es für uns, die wir philosophieren, wir sehen die Identität des Seins und Denkens ein. Aber das hilft uns noch nicht. Wir müssen dieselbe Ansicht dem untersuchten Ich unterlegen als eine ihm notwendige. 

Das Ich sieht sich an in dieser doppelten Rücksicht; es verknüpft mit der Vorstelleung, dass die Hand sich bewegen solle, die, dass sie sich bewegt. Aber daraus entsteht nicht die Vorstellung, dass in meinem Wille der Grund liege, dass die Hand sich bewege. Es liegt nicht darinnen die Vorstellung des Kausalverhältnisses zwischen dem Willen und der Wahrnehmung. 

Für uns liegt wohl die Vorstellung drin, da wir wissen, dass beide im Grunde nur ein und dieselbe Vorstellung sind. Aber wir müssen dies auch für das wirkliche Ich beweisen.

[Hier hängt das Manuskript inmittelbar mit p. 234 zusammen; es fehlt nichts.]

Vacat.

Mit dem Denken ist numittelbar Bewusstsein desselben verknüpft. Also das Denken des Zwecks von einer Seite, des Objekts von der andern ist beides ein Denken mit Bewusstsein, welches letztere dasselbe ist und in demselben Momente, denn ein Zweck ist nicht zu denken ohne reales Objekt und umgekehrt; in dem Bewusstsein des Denkens von beiden sind offenbar beide verknüpft, denn sie können nicht dsikret gedacht werden, denn dann wird keines gedacht.

Von diesem vereinigten Denken geht das andere Denken aus, wir wollen es das synthetische Denken nennen. In diesem Denken denkt sich das Ich als sich //184// selbst bestimmend, welches auch nicht getrennt werden kann; es ist Ich für sich selbst. - Es ist hier ein Denken des Objekts und des Zwecks, beides ist verschieden, liegt aber notwendig zusammen in Einem Bewusstsein; dieses letztere heißt das synthetische Denken.

Anmerkung A

Alles Denken als ideale Tätigkeit geht auf ein Objekt des Denkens überhaupt; welches ist denn nun das Objekt dieses synthetischen Denkens? Nichts anderes als ich selbst in meinem Denken, ich denke 1.[,] ich sehe mir selbst dabei zu 2.[,] letzteres ist das synthetische Denken. In diesem letzten wird das beide erste [denkende] Denken in einem Moment des Bewusstseins zusammengegriffen. 

Dieses Denken ist sonach eine intellektuelle Anschauung und das Gedachte etwas Intelligibles, das durch das Denken selbst ist; es gehört sonach unter das reine Denken, wovon wir sagten, sich etwas denken; dahingegen das Denken, das Objekt dieses Denkens ist, das Ideale und Reale, etwas durch Sinnlichkeit Vermitteltes ist.

Anmerkung B
 
Das Ich ist nichts aus einem Mannigfaltigen der Vorstellung Zusammengestoppeltes - aber doch von einer Seite ist es wahr. Der Fehler dieser Behauptung liegt lediglich in der Einseitigkeit. Denn das ideale und reale Denken wird im synthetischen Denken vereinigt, also muss es doch ein solches verschiedenes Denken geben (darauf stützt sich jenen Behauptung); aber beides ist einerlei Denken.

Dieser scheinbare Widerspruch führt uns auf ein wichtiges Resultat: Beides, das verschiedene und vereinigende Denken, sind selbst eins und unzertrennlich, das verschiedene wird durchs synthetische nicht bloß vereinigt, sondern erst getrennt, ohne vereinigt werden zu können. Aber wie soll es getrennt sein? Zweierlei Denken an sich kanns nicht geben! In der Vereinigung wird es getrennt und durch die Trennung vereinigt, beides ist nicht zu trennen.

Es ist in mir ein erstes ursprüngliches Bewusstsein - A, dieses wird infolge der Duplizität des Geistes doppelt //185// angesehen - B + C, aber C wird selbst wieder doppelt angesehen. A wäre die Masse des Denkens, die Synthesis (denn die Wissenschaftslehre stellt immer lautere Massen auf, in jedem Moment ist ein Mannigfaltiges) B soll sein das Denken meines Denkens; C soll sein das, dessen ich mir bewusst bin. Beide sind A; die Teilung kommt bloß von der ursprünglichen Duplizität, der Subjektobjektivität. 

C erscheint selbst doppelt als ideales Denken eines Zwecks, reales Denken eines Objhekts - X + Y. B ist in Beziehung auf C trennend, vereinigend beides - A ist in Beziehung auf B und C auch trennend und vereinigend.  Wir haben also eine ganze Masse von Mannigfaltigem. Deswegen  haben wir dieses Denken synthetisch genannt, das Ich wird zwischen beide hineingesetzt als vereinigend. Allein dieses Denken muss sie erst verschieden darstellen, und also auch analytisch sein. Die Analyse geschieht durch den Denkakt, der hypothetisch notwendig ist, selber aber auf der Freiheit beruht.

Nota I.
'Dialektisch' muss das kritische Denken verfahren wegen der "ursprünglichen Duplizität": Ich kann mich als Subjekt nicht setzen, ohne mich zugleich als Objekt zu setzen (oder umgekehrt). Auf alles, was ich 'an sich' tue, muss ich zugleich reflektieren, weil es anders für mich nicht werden kann. - Das ist inzwischen eine Trivialität, aber die Wissenschaftslehre ist in gewisser Weise nichts anderes als eine endlose Variation zu diesem Thema: Wer synthetisieren will, muss zuvor analysieren. Die verwirrende Schwierigkeit der WL entsteht aus dem unablässigen Wechsel zwischen beiden Perspektiven. (Manchmal verheddert sich F. anscheinend selber und stellt die Sache umständlicher dar als nötig.)
Nota II.
'Hypothetisch notwendig': Worauf die Wissenschaftslehre hinausgeht, steht ja fest: Sie muss das ganze System unserer Vernunft rekonstruieren. Dass ihr das gelingt, ist hier Hypothese.

Wie verhält sich nun das entgegengesetzte Denken? Als Bestimmbares und Bestimmtes, aber dies gibt sukzessive Zeitreihe, also durch dieses Denken der Analysis in einem Momente entsteht erst die Zeit; wir sehen also genetisch mit an, wie die Zeit entsteht und dass sie ideal ist. 

Dies gehet freilich schwer ein, dass wir uns erst in die Zeit hineindenken. Deswegen: Ich soll mich in die Zeit denken, dies kann ich ja nicht, ohne selbst in der Zeit zu sein; allein wenn man so sagt, hat man gar nicht von der Zeit abstrahiert, man denkt das oberste Denken in der Zeit, welches nicht recht ist, denn das Übersinnliche ist nicht in der Zeit, und deswegen können wir es nicht denken, sondern bloß daraus erklären; hier kann es aber jedem überraschend klar werden.

Alles mein Denken, durch welches ich mich konstruiere, ist das Denken eines Ichs, in dem ein Mannigfaltiges liegt, nämlich Zweckbegriff und Handeln. Dieses wird 1. durch mein Denken unterschieden, also 2. dadurch in ein Verhältnis gesetzt. In welches? In das der Bestimmbarkeit und Bestimmtheit oder Dependenz, id est das Verhältnis in der Zeit: Das Bestimmbare geht dem Bestimmten voraus, der Zweck-//186//begriff geht dem Wollen voraus.
 
Nota.
Das Ich ist, im Unterschied zu mir als Individuum, selbstverständlich nicht in der Zeit.
Auch hier wird Zeit nur als Reihenfolge aufgefasst, noch nicht aber als Dauer, welche uns doch schon als Schülern als ihre bleierne Realität vorgekommen ist.

Ist wirklich erst Entschluss als Wille? Bedeutet wirklich Wahrheit vor der reinen Vernunft? - so ist die Antwort: Nein, Wollen, Deliberieren und das Verhältnis, in die ich sie setze, ist alles bloß Erscheinung. Mein Bewusstsein geht nicht aus von Wollen, Zweckbegriff und Wahrnehmung eines Objekts, sondern es geht von allen aus, ist alles, in der Erfahrung erst trenne ich es. 

Der einfache Lichtstrahl fällt durch ein Prisma und liefert verschiedene Farben, niemand sagt, der Lichtstrahl sei diese Farben, sondern er sei einfach und durchs Prisma zerstreut; so lässt man sich wohl auch gefallen, wenn man von der Idealität der Raumes redet. Aber wenn man in die Zeit hereinkommt und einsehen soll, auch da ist ein einfacher Strahl, der in keiner Zeit ist, ist auch nur so ein Prisma,  nämlich unser sinnliches Vorstellungsvermögen, durch das die Ausdehnung in der Zeit entsteht.

Allein dies muss man begreifen, z. B. die Begebenheiten in der Welt hängen zusammen wie Ursache und Wirkung, zugegeben! In dem Begriffe der Kausalität liegt schlechthin keine Zeit; denn das Bewirkte ist absolut mit der Wirkung zugleich, auch mechanisch gedacht. Denn entsteht denn eine Verküpfung erst hinterher nach der Ursache? Nein, wenn der Finger eindrückt, entsteht die Grube. Alles, was ist, ist Bewirktes der Ursache und gleichzeitig mit ihr, was ist diese Ursache? Wieder Bewirktes, und so fort in Ewigkeit. So entsteht keine Zeit, alles ist ein Schlag.

Woher kommt denn also die Zeit, die wir denn doch haben? Daher: Wir können das Bewirkte und Bewirkende nicht auf einmal denken, man geht von einem zum andern fort, hier gibt das Denken die Zeit. Auch dies nicht einmal, sondern das ursprüngliche Anschauen des Denkens, eine Analyse der Begriffe liefert die Zeitverhältnisse.

Der Anfang alles Bewusstseins ist Synthesis und Analyse zugleich, und durch letztere entsteht ein Mannigfaltiges. Ein erster Moment des Bewusstseins, der dafür erkannt wird, kann nicht sein, denn alles ist immer ein Stück.

Ein Kind komme in dem Momente X zum Bewusstsein, das wäre der erste Moment, es findet sich wollend, es kann dies nicht erklären, ohne ein Moment Y vorauszusetzen. Für Gott ists der erste, aber nicht für das Kind. Dieses müsste wieder Z voraussetzen und so fort. Kein //187// Mensch weiß, wann er stirbt. Dies ist klar, wir denken immer mehr Zweckbegriffe. Aber kein Mensch hat auch gewusst, wann er anfange. -

Das Bewusstsein ist überhaupt in keiner Zeit, nur sie hat Anfang und Ende. Die ganze Zeit ist bloß Ansicht, die [dadurch] entsteht, dass wir an das erste angenommene Wollen ein anderes als Erklärendes anknüpfen, und auch vorwärts etwas anknüpfen, was daraus folgen soll.
 
Nota.
Deutet die stilistische Unsicherheit dieses Passus darauf, dass der Protokollant den Vortrag nicht recht verstanden hat, oder darauf, dass der Vortrag unklar war? F. will uns sagen, die Zeit entstünde erst im Denken, 'in Wahrheit' sei alles zugleich und auf einen Schlag, denn auch die Vorstellung von Ursache und Wirkung und daher die Unterscheidung von Zuerst und Danach stammten allein aus dem Denken.
Durch Wirkendes und Bewirktes kommt er immer nur auf die Sukzession, nicht aber auf die Dauer, die doch - während die Kausalität lediglich 'im Denken' sei - die sinnliche Seite der Zeit ausmacht; etwas, das gefühlt wird, nämlich Kurzweil und Langeweile: ob 'viel' oder 'wenig passiert'. Man darf sich fragen, ob nicht die Vorstellung von einer Reihenfolge aus der Anschauung der Dauer herzuleiten ist; denn die Gerichtetheit des "Zeitpfeils" ist in der Dauer schon enthalten.
Es ist ja hier nicht die Frage, 'was Zeit wirklich ist'. Sie ist eine Tatsache "unseres sinnlichen Vorstellungsvermögens", und es gilt, sie aus der Einen Prämisse der Wissenschaftslehre zu rekonstruieren. - Man kann nicht sagen, dass ihm das hier schon gelungen ist.
 
Anmerkung C

Das Beschriebene ist nur ein Wollen, und eben in der Synthesis durch die Beziehuung des Seins aufs Denken und umgekehrt wird es ein Wollen - das will dem Menschen auch nicht ein. Wenn man ihn fragen würde: Willst du oder kannst du wollen: Jeder wird sich alles entreißen lassen, nur seine Persönlichkeit nicht. Aber das Wollen ist doch nur Erscheinung; es ist genau das, was oben geschildert worden ist, die Identität von Sein und Denken; diese ganze Wechselwirkung und nichts anderes ist das Wollen. Der Anfang des Bewusstseins und der eigentliche Mittelpunkt, an den das Übrige angeknüpft wird, ist Wollen. -

Aber haben wir uns nicht verirrt? Der Begriff der Aufforderung ist analysiert worde. Wir sind aber aufs Zweite gekommen, wir haben geredet von etwas anderem. Aber wir haben gefunden: Der Begriff der Aufforderung ist nicht das Erste, sondern das Wollen. Das Bewusstsein hebt von keinem Momente an, es ist Wollen. An diesen Moment des Willens wird durch die bloße Erscheinung das Übrige angeknüpft. 

Das Deliberieren, Herausgreifen kommt vor, aber es ist etwas zur wirklichen Bestimmung meiner Hinzugesetztes, wobei das letztere dem Wollen vorausgegangen sein soll. (Man könnte den Transzendentalen Idealismus einteilen in Idealismus des äußern und innern Sinnes, oder des Raums und der Zeit.) Kurz, in dem Fortgange des Bewusstseins scheint uns das, das den Willen bedingt, in uns selbst zu liegen; bei dem Anfange der Individualität scheint diese außer uns in einer fremden Vernunft zu liegen.
 
Nota.
"Aber das Wollen ist doch nur Erscheinung" - Erscheinung wessen? Einer Substanz, eines Wesens? Das Wort gebraucht er sonst nicht. Was bedeutet es hier? Der ganze Abschnitt ist dunkel. Fast möchte man es dem Protokollanten anlasten, der Fichtes Rat nicht gefolgt wäre und bloß Worte mitgeschrieben hätte, ohne auf den Sinn zu achten. Das ist sonst allerdings nicht seine Art, und vielleicht hat er sich vergeblich um einen mitteilbaren Sinn bemüht? - "Der Anfang des Bewusstseins und der eigentliche Mittelpunkt", das ist das Wollen, eben noch "nur Erscheinung", auch.

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In der Aufforderung nun soll ich mich finden, so gewiss ich aufgefordert bin, aber unter welcher Gestalt finde ich mich? In dem beschriebenen synthetischen Denken finde ich mich denkend einen Zweck [und] denkend ein durchs Denken desselben bewirktes Objekt, beides in demselben Momente, oder richtiger: in keinem Momente, außer aller Zeit.

Wir haben also zwei äußere Glieder, in deren Mitte das synthetische Denken liegt und das Innere derselben ausmacht. Es wird sich finden, dass jedes von beiden wieder an ein Äußeres geknüpft wird und wir ein Fünffaches erhalten im Bewusstsein, also einen synthetischen Periodum, der immer fünffach ist. Wir haben hier den Vorteil [sic] von den Inneren heraus; nicht, wie in der gedruckten Wissenschaftslehre, von außen herein. In dieser Synthesis liegt alles Denken darin, denn alles ist ein bestimmtes Selbstbewusstsein.

Jedes synthetische Denken ist auch Analyse, wodurch es in die Zeit verstreut wird, und durch die Beziehung dieser Verhältnisse erhalte ich ein mannigfaltiges Denken, und nur dadurch auch ein Mannigfaltiges für das Denken. Die gemeine Ansicht widerspricht zwar dieser Ansicht - weil man, um in der Zeit zu denken, schon in der Zeit sein müsse? Dies sagt aber ein Reflektierender; wenn er anders denken könnte, so wären unsere Sätze unrichtig.

Wir können doch aus der Form des Bewusstseins in der  Erfahrung nicht herausgehen? Wir erhalten sonach eigentlich zwei Reihen neben einander:

1) Reihe des idealen Denkens, ausgehend vom Denken des Zwecks;
2) des realen, ausgehend vom Denken des Objekts unseres Willens. 

Eine nicht ohne die andere, eins nur [durch] das andre möglich; aber hier im Philosophieren müssen wir sie einzeln denken.
 
I. Über die Reihe des Idealen

Ich setze mich in diesem Denken des Synthetischen als entwerfend einen Zeitbegriff; dieses ist ein Denken, ich denke //189// mich also als denkend - wer denkt mich? Ich selbst im synthetischen Denken, dessen Gegenstand ein Wollen ist; wie verhält sich zu dem letztern das Denken eines Zweckbegriffs? Offenbar wie Bedingendes zu einem Bedingten, also es geht der Zeit nach vorher, das letztere steht zu  ersterm im Verhältnis der Dependenz. 

Ferner in diesem Entwerfen des Zweckbegriffs wird das Ich als denkend gedacht; was also dem Willen vorhergehen soll, ist ein Denken, also doch das Denken meiner als wollend, und es zu erklären, wird ein anderes Denken gesetzt, produziert. Es wird als Vorausgegangenes gedacht heißt: Es wird nicht identisch mit ihm, sondern abgesondert gedacht, als außer ihm liegend. - Weitere Erläuterung! Durch analytische Methode, indem wir auf das Denken als das Subjektive und dann auf das Denken als Objektives sehen.

ad 1. Es ist ein synthetisches Denken, das sich selbst ein anderes entgegensetzt, wie das Denken des Zwecks allein (bei Kant gibt der Begriff die Syntheis, es sei, als wenn schon zwei zu Vereinigende da lägen; so hier nicht, sondern C ist, und in diesem C ist wieder A und B in der Vereinigung, welche wiederum erst durch das Setzen des C entsteht, welches also offenbar Duplizität ist, teils eines ist, teils zweierlei ist.) Hier ist ein Bewusstsein = C (das synthetische Denken, das Bestimmte in diesem Falle, das empirische Wollen), darinnen liegt das Entwerfen des Zweckbegriffs, es liegt drinnen ein Objekt, das durch mein Wollen bewerkstelligt werden soll. Durch beider Vereinigung wird C ein Wollen, aber in der Vereinigung werden sie auch getrennt. Also A wird auch besonders gesetzt; nun ist A ein Denken, ist dies vorhergegangen in irgeneinem Momente? Es wird also nur gesetzt als vorhergegangen, es ist bloße Produktion.

Es gibt ein Denken, das nicht gedacht wird, sondern bloß gedacht, dass es gedacht wird, so hier: Der Zweck wird nicht entworfen, sondern gesetzt, dass er entworfen sei, also dieser erste Moment wird beim Knüpfen des Vernunftsystems vorausgesetzt.
 
Nota.
Während die historische Darstellung es mit dem Faktischen, die logische Darstellung mit den Begriffen zu tun hat, sieht die genetische Darstellung auf das lebendige Vorstellen selbst, das den beiden andern zu Grunde liegt. Es wird (in realer Tätigkeit) ein Bild geschaffen, dieses wird (ideal) angeschaut und im Begriff bestimmt. Im Begreifen wird es in seine Bedingungen zerlegt, die indessen nicht selber zuvor vorgestellt, "eingebildet" wurden, sondern hernach 'als vorgestellt vorgestellt' werden.
In der logischen Untersuchung scheint es, als seien die Prämissen des Begriffs "per Definition" in ihm enthalten, "auf einen Schlag", sie 'dependieren' gegenseitig von einander, vorwärts und rückwärts, ohne Zeit. Die logische Darstellung ist ohne Zeit, Begriffe und Schlussregeln sind, noch bevor sie ein Zeitlicher denken kann.  
In der genetischen Darstellung des wirklichen Vorstellens wird dagegen nur "so getan, als ob" es ohne Zeit geschähe, es wird von der Zeit zuerst noch abstrahiert, doch sobald es 'objektiv' wird und qua Zweckbegriff auf wirkliche Gegenstände geht, tritt das Verhältnis der Dependenz ein, und die hat eine Richtung; wenn auch 'aus Freiheit' zu bestimmen bleibt, wohin, so bleibt doch stets präsent, woher - nämlich vom tätigen Subjekt. Der Setzende setzt Eins, doch sobald er darauf reflektiert, nämlich zu bestimmen beginnt, zerfällt ihm das Eine in ein Mannigfaltiges. Nicht Dieses dependiert von Jenen, sondern Jene dependieren von Diesem. Die Vorstellung, dass es Vorstellungen an sich und ohne Vorstellenden gäbe, ist unvorstellbar.
 
Niemand wird sich des Sterbens oder Geborenwerdens bewusst. Es gibt also keinen Moment des //190// Anfangens. Dies synthetische Denken hat zwei Teile; welches ist nun das Verhältnis beider? Ersteres ist das Bestimmte, letzteres das Bestimmende. Z. B. wie ist denn das Denken einer gegenwärtigen und einer abwesenden Sinnesvorstellung unterschieden, oder wie ist der gegenwärtige Moment von allen andern verschieden? Er ist bloß das Bestimmte, und das Vergangene [wird] als bestimmend gedacht. Das Gegenwärtige wird bestimmend werden, wenns einmal das Vergangene sein wird, aber von der Zukunft weiß ich nach gar nichts, das Vorausgesetzte ist bestimmend und bestimmt.

So ist klar: Der Zweckbegriff soll sein ein Bestimmendes zum wirklichen Wollen. Letzteres soll ein Bestimmtes sein, aber wohl kann es ein Bestimmendes werden, davon reden wir aber nicht. -

Also der Zweckbegriff ist nichts Wirkliches, sondern bloß gesetzt, [um] das Wollen zu erklären. Das Auswählen des Zweckbegriffs aus den mannigfaltigen Möglichen wird als das Bestimmende gedacht.
 
Nota.
'Bestimmen' ist das Schlüsselwort der Wissenschaftslehre. Ist es ein Begriff? - Der quasi-ontologische Grundstein ist Tätigkeit, und was ist Tätigkeit? Es ist im weitesten Sinn das Übergehen vom Brestimmbaren zum Bestimmten. Worauf bezieht sich aber 'bestimmen'? Nicht aufs Sein; das ist oder ist nicht. Sondern auf Gelten oder auf Bedeutung oder das, was man an einem Seienden als sinnhaft finden kann. 
Doch anders als das - da - Sein lässt sich Geltung nicht formalisieren. Nichts bedeutet "überhaupt", sondern immer nur dieses oder jenes; und nur diesem oder jenem. Es ist etwas Neues, das hinzukommt - zwar aus Bedingungen 'hervor gegangen', aber nicht aus ihnen zusammenengesetzt. Mit andern Worten: Logisch, nämlich aus definierten Begriffen und geprüften Verfahren, lässt es sich nicht herleiten. Darum nennt F. seine Darstellungsweise eine genetische: Es sind sinnhafte, qualitative Setzungen, die sich nicht 'aus einander entwickeln', sondern die ein Tätiger generieren muss, wenn sie geschehen sollen, und deren sinnhafter Implikationen er sich erst in nachträglicher Reflexion gewiss wird. 
Qualitäten lassen sich nicht definieren, dazu müssten sie in Relation stehen, aber dann wären sie relativ und nicht qualitativ. Man kann sie nur anschauen, indem man sie einbildend selbst hervorbringt

Wir wollen zweitens auf das gedachte Denken sehen. Das Ich soll wählen, wie gesetzt wird, oder (das Ich denkt) unter dem Mannigfaltigen, um sich selbst zu bestimmen, so dass das Objekt seines Willens in der Sinnenwelt wirklich werde. Also das Wählen setzt sich selbst voraus, es weiß es schon, dass es wählen kann und Kausalität hat, das Ich ist also mit sich selbst schon vollständig bekannt, es setzt sich in der Entwerfung des Zweckbegriffs voraus, dies ist hier der Hauptpunkt! 

Zuvörderst - wie setzt sich das Ich voraus, notwendig voraus in jenem Wählen? (Der Form nach nicht, was ist es materialiter?) Das Ich selbst in diesem Akte ist bloß Bestimmbares, nicht Bestimmtheit, es schreibt sich nicht eine bestimmte Kausalität zu dem oder jenem Erfolg zu, sondern setzt eine Kausalität überhaupt voraus.  

Man wolle doch ja Abstraktionen und konkrete Wahrheiten [sic] bemerken, zu erstern gehört der Moment, wo ein Zweckbegriff gefasst wird. Es ist der Begriff von meiner Wirksamkeit überhaupt, nicht Wahrnehmung einer bestimmten Wirksamkeit. Es ist eine solche Gestalt, in der ich mich selbst in Entwerfung des Zweckbegriffs finde. 

Das Ich wird nur über-//191//haupt hingedacht, es ist eine abstraktes Denken, ein Schweben über Entgegengesetzten, doch mit dem Bewusstein, dass es Entgegengesetzte sind: so im Entwerfen des Zweckbegriffs meiner selbst, das Denken. Aber wies Denken ist, fällt auch sein Objekt aus, denn beides ist ja nur ein aus verschiedenen Ansichten Verschiedenes.
 
 

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