Durch
die absolute Freiheit, die eben beschrieben worden ist, bestimme ich
mich zu etwas, ich setze, ich habe in der Bestimmtheit einen Begriff. Es
wird nur nach einem Begriff gehandelt, ich handle dann frei, wenn ich
nur selbsttätig einen Begriff entwerfe. – Es ist uns hier aber um die
klare Einsicht der Gründe zu tun.
/52// 1) Das
bloße Selbstaffizieren wurde im vorigen Paragraphen als reale Tätigkeit
aufgefasst, sie wurde nun angeschaut, in ihr lag der eigentliche Akt
der realen Tätigkeit. Nun soll die reale Tätigkeit dem Ich in diesem
Selbstaffizieren zusehen, aber das kann sie nicht, so wie wir sie
bisher kennen. Nur als ein Übergehen von Bestimmbarkeit zur
Bestimmtheit konnte diese Tätigkeit gesehen werden. Nicht
Selbstaffektion, sondern Bestimmbarkeit und Bestimmtheit, und beide
zugleich. Das Bestimmte lässt sich nur so erkennen, dass es das
Bestimmbare nicht ist. –
Das
Bestimmte muss anschaubar sein, denn nur unter der Bedingung seiner
Anschaubarkeit ist Freiheit möglich, welche Bedingung des Bewusstseins
ist.
Aber
die ideale Tätigkeit ist ihrem Charakter nach gebunden und gehalten;
nur einer realen nachgehend. Dieser idealen Tätigkeit muss etwas
entgegengesetzt sein, von der sie gehalten werde, dies ist ein Reelles
und insofern etwas Bestimmtes. (Wie das Bestimmte zu Etwas werde, gehört
noch nicht hierher.) Dieses Etwas heiße x, es bedeutet ein Sein,
welches die ideale Tätigkeit bloß nachmacht, etwas, was die eigentliche
Tätigkeit vernichtet.
Es
wird sich zeigen, dass dies Sein in einem anderen Sinne müsse genommen
werden, als das, welches die reelle Tätigkeit aufhebt. Wir werden zwei
Bedeutungen von Sein erhalten; das, wovon wir hier reden, wird sich
zeigen als ein Begriff vom Zwecke.
2) Dieses x ist nun selbst das Produkt der absoluten Freiheit, d. h. teils, dass überhaupt etwas in dieser Verbindung des Bewusstseins da ist, teils, dass es gerade x und nicht (-x) ist, davon soll der Grund in der Selbsttätigkeit liegen.
(Das Wort Grund muss hier sofern erklärt werden, dass der Sinn deutlich wird; weiter unten wird deduziert, was Grund sei.)
Die ideale Tätigkeit ist gebunden, teils, dass sie für ein x da ist, teils, dass es so bestimmt ist. In sofern ist die ideale Tätigkeit leidend. Es muss etwas hinzu gedacht werden, was sie binde und gerade an das x binde, das ist x nicht selbst, //53// sondern die Freiheit, diese hat x selbst hervorgebracht; dies heißt nun: Die Freiheit enthält den Grund von x.
Das Anschauende als solches ist gebunden, es folgt nur einem anderen nach; das realiter Tätige ist absolut frei, es kann nicht folgen, es muss mit absoluter Freiheit sich einen Begriff entwerfen, dies heißt ein Zweckbegriff, ein Ideal, von dem man nicht behauptet, dass ihm etwas entspreche, sondern dass ihm zufolge etwas hervorgebracht werden soll. Wir können ein freies Handeln nur denken als ein solches, das zufolge eines freien Begriffes vom Handeln geschieht; wir schreiben also dem praktischen Vermögen Intelligenz zu. Freiheit kann nicht ohne Intelligenz gedacht werden; Freiheit kann ohne Bewusstsein nicht stattfinden. Absprechen des Bewusstseins und Absprechen der Freiheit sind eins, ebenso das Zuschreiben des Bewusstseins und Zuschreiben der Freiheit. Im Bewusstsein liegt der Grund, dass man mit Freiheit handeln kann.
Es hat sich; es ist etwas Doppeltes, das aber unzertrennbar ist. So ein unzertrennbar Doppeltes ist aber Subjektobjektivität, oder das Bewusstsein. Dies ist das einzige, welches ursprünglich synthetisch vereinigt ist. Alles andere wird erst synthetisch vereinigt. Ein sich Bestimmendes ist für sich, und darum schreibt man der Intelligenz Freiheit zu.
// 54// Die Intelligenz ist unzertrennlich von dem Praktischen, aber auch die Intelligenz muss praktisch sein. Kein Bewusstsein ist ohne reale Freiheit. Die Vereinigung zwischen Intelligenz und praktischem Vermögen ist notwendiges Bewusstsein (§ 1), ist ein sich selbst idealiter Setzen. Das Ideale heiße einmal ein Setzen. Alles Setzen ist ein sich selbst Setzen und geht davon aus und wird dadurch vermittelt.
Das Ich der bisherigen Philosophien ist ein Spiegel, nun aber sieht der Spiegel nicht, darum wird bei ihnen das Anschauen, das Sehen nicht erklärt, es wird bei ihnen nur der Begriff des Abspiegelns gesetzt. Dieser Fehler kann nur gehoben werden durch den richtigen Begriff von Ich.
Das Ich der Wissenschaftslehre ist kein Spiegel, es ist ein Auge. Alles innere Geistige hat ein äußeres Bild. Wer das Ich nicht kennt, weiß auch nicht, was ein Auge ist. In der gewöhnlichen Ansicht soll das Auge nicht sehen, etwas durch das Auge [sehen] ist ein sich selbst abspiegelnder Spiegel; das Wesen des Auges ist: ein Bild für sich sein, und ein Bild für sich sein ist das Wesen der Intelligenz. Durch sein eignes Sehen wird das erste und das letzte sich zum Bilde. Auf dem Spiegel liegt das Bild, aber es sieht es nicht. Die Intelligenz wird sich zum Bilde. Was in der Intelligenz ist, ist Bild und nichts anderes.
Aber ein Bild bezieht sich auf ein Objekt. Wo ein Bild ist, muss etwas sein, das abgebildet wird. So ist auch die ideale Tätigkeit geschildert worden, als ein Nachmachen, ein Nachbilden. Wird ein Bewusstsein angenommen, so wird auch ein Objekt desselben angenommen. Dies kann nur Handeln des Ich sein, denn alles Handeln des Ich ist nur unmittelbar anschaubar, alles andere nur mittelbar. Wir sehen alles in uns, wir sehen nur uns, nur als handelnd, nur als übergehend vom Bestimmbaren zum Bestimmten.
Das Ich ist weder Intelligenz noch praktisches Vermögen, sondern beides zugleich. Wollen wir das Ich fassen, so müssen wir beides fassen; beide getrennt sind gar nichts.
In das praktische Ich ist nun alles hineingelegt; Praxis und Anschauung dazu. Wir haben nun ein reelles Ich und die bloße Idee. Wir müssen von der Realität ausgehen, wir sehen von nun an einem wirklichen Handeln zu eines wirklichen Ich. Es ist ein wirkliches Faktum da, das Ich bestimmt sich selbst ver-// 55//möge seines Begriffs. Es ist ihm zugeschrieben praktisches Vermögen und Intelligenz.
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