Die Schwierigkeit, mit der wir hier zu kämpfen haben, ist die: Ich bin im Reflektieren frei; aber mein Reflektieren ist ein Herausgreifen aus der Masse, sonach ein Begrenzen. Aber ein Begrenzen mit Bewusstsein ist nicht möglich, ohne dass ich etwas über die Grenze hinausliegendes Angenommenes kenne; dies ist aber nicht möglich, mithin auch die Reflexion nicht. Die Schwierigkeit ließe sich nur so heben: Die Begrenztheit müsste sein, ohne dass ich sie durch Reflexion hervorbrächte, sie müsste ein ursprünglich Gefundenes sein, ein ursprüngliches Gefühl.
Nota.
"...so werden
wir sehen, dass noch nichts gewonnen ist": Das hören wir immer
wiedermal in seinem Vortrag. Es bedeutet nur, dass das Entwerfen des Gesamtmodells des vernünftigen Bewusstseins
nicht Stück für Stück, durch schrittweises Aufhäufen positiv bestimmter
Bausteine geschieht, sondern dass spekulativ die Bedingungen aufgesucht
werden, unter denen ein Gesamtmodell möglich würde; und eine jede gilt
nicht für sich, sondern nur unter der Prämisse, dass das Gesamtmodell wirklich
zustande kommt; also hypothetisch, bedingt, "problematisch". Sollte am
Ende das Gesamtmodell doch nicht gelingen, war alles vergeblich und
entfällt. Das heißt: Gültig wird es erst zum Schluss, aber dann 'ganz
und auf einmal'. Nicht die Einzelnen begründen das Ganze, sondern das
Ganze rechtfertigt die Einzelnen; damit sie es begründen können.
Nota II.
Ob etwas aber ein Ganzes ist (d. h. sein soll) oder nur ein Teil, ist Sache der Reflexion - nämlich ihrer ersten und einfachsten Form, der Anschauung.
Nota III.
Das verbreitete
Missverstehen der Wissenschaftslehre als eine Entstehungsgeschichte des
Bewusstseins liegt daran, dass Fichte, wenn er von Bewusstsein redet,
selbstverständlich das vernünftige Bewusstsein meint; er sagt es nur
nicht, weil es tautologisch wäre. Doch 'vernünftig' ist hier Substanz,
'Bewusstsein' Akzidens. Die Wissenschaftslehre ist das
artikuliert-lebendige Modell der Vernunft. Mit der Entstehung der Bewusstseine beschäftigt sich die Psychologie.
Wir haben gesehen:
Denken ist nicht ohne Anschauung, nun müsste bewiesen werden, dass
Anschauung nicht ohne Gefühl sei. Wir haben allenthalben etwas
Ursprüngliches gefunden beim Denken, das reine Wollen; beim Anschauen
des Materiellen, beim Gefühl dürfte nun wohl auch etwas Ursprüngliches
sein?
Schon oben wurde
gesagt: Ich bin ursprünglich bestimmt; im System der Sensibilität muss
eine Veränderung hervorgehen. Hier ist die Frage, wo kommt diese
Veränderung her?
Diese Veränderung kann
ich nicht hervorbringen; denn ich könnte sie nur hervorbringen nach
einem Begriffe von ihr, den habe ich aber nicht, sie müsste sonach von
außen hervorgebracht worden sein, aber dann wäre sie nicht für mich, sie
wäre Ding an sich. Es müsste daher so sein, dass ich sie hervorbrächte
und auch nicht, beides müsste zusammen sein. Dass sie von außen
hervorgebracht würde, wäre Beschränktheit, dass ich sie hervorbrächte,
wäre Tätigkeit. Die Aufgabe wäre sonach, Beschränktheit und Tätigkeit zu
vereinigen.
Veränderung an sich ist
nichts, sondern sie entsteht nur für ein diskursives Denken. Mein
reines Sein verändert sich gar nicht, und doch kommt der Begriff der
Veränderung im Bewusstsein vor, und insofern entsteht eine Zeit.
α) Ich nehme einen
bestimmten Zustand meiner selbst wahr, ich beziehe diesen bestimmten
Zustand auf meinen ganzen Zustand, auf das ganze mögliche System meines
Seins. Also allem Mannigfltigen in mehreren Zeitmomenten liegt ein
Entgegengesetztes in einem Momente zu Grund.
β) Nun liegt in jenem Systeme meines Seins das Substrat desjenigen,
das jetzt insbesondre auf eine bestimmte Weise wahrgenommen wird, mit
darin und wird mit dem Ganzen zugleich gesetzt. Dasselbe Substrat X wird
sich also entgegengesetzt und auf sich bezogen, sonach gesetzt in
verschiedener Rücksicht.
Das passendste Beispiel dazu ist mein Leib; ich haben kein Total gefühl
desselben (hier ist nur von dem artikulierten Teile desselben die
Rede). Ich fühle nur einzelne Gleider, und durch Beziehung derselben auf
eineinader bekomme ich erst einen Begriff vom Ganzen. Ich nehme nur
wahr, in wiefern Veränderung da ist. Ich fühle nur, in wiefern ich einen
Teil im Verhältnisse zum Ganzen verändere.
Ich
kann meine Hand nur wahrnehmen, in wiefern ich sie in eine gegen das
Ganze verschiedene Lage bringe. Aber Bewegung ist nur in Beziehung auf
Ruhe möglich. - Ruhe ist der Terminus a quo; wenn ich meine Hand bewege,
so muss ich sie denken als sille gelegen habend. Die Hand wäre hier das
Substrat, Ruhe und Bewegung die beiden Rücksichten, die unzertrennlich
sind.
"Es ist hier nur vom artikulierten Teil desselben die Rede": Das ist keine opportune Einschränkung; nur der unterliegt meinem freien Willen, nur der kommt also in Hinblick auf das System der Vernunft in Betracht. Gefühle mag ich auch am Blinddarm haben, aber den kann ich nicht 'von innen' beeinflussen, sondern nur durch Inanspruchnahme ärztlicher Kunst und Wissenschaft 'von außen'.
Wäre die Wissenschaftslehre, wie viele meinen, eine Entwicklungslehre 'des Bewusstseins', dann wäre es allerdings verwegen, "das Gefühl" grundsätzlich aus der 'Beschränkung meiner realen Tätigkeit' zu erklären; der Blinddarm meldet sich auch gern, wenn einer gar nichts tut. Die Wissenschaftslehre ergründet, 'was Vernunft ist'; da spielt der Blinddarm nicht systematisch eine Rolle, sondern schlimmsten Falls eine akzidentielle.
γ. Woher nun die verschiedenen Rücksichten desselben Substrats X? Sie müssen aus Gesetzen des Denkens hervorgehen, wenn die Philosphie transzendental sein soll. Mithin bleibt die Fragen: Woher die doppelte Ansicht von X aus den Gesetzen des Denkens?
δ. Sie ist eine ursprüngliche, keine erworbene; aber das einzige Ursprüngliche ist der reine Wille. Es müsste sonach eine doppelte Ansicht des reinen Willens selbst geben - eine solche ist oben aufgezeigt worden. Im reinen Willen liegt Wollen, Kraft und Beschränktheit; wenn es nun diese doppelte Ansicht wäre, worauf sich die Reflexion auf den bestimmten Zustand gründete, so müsste in dieser Reflexion das Wollen und die Be-//163// schränktheit vereinigt sein. Es müsste möglich sein, dasselbe X meines Zustandes in demselben Momente als seiend und nichtseiend, als völlig entgegengesetzt anzuschauen, doch so, dass eins ohne das andre nicht möglich wäre.
Es kann nur auf eine Begrenztes reflektiert werden, wo soll dies herkommen? Die Schwierigkeit ist die: wo im ursprünglichen Objekte der Reflexion, im reinen Willen ein Mannigfaltiges sein könne. Wir haben die bestimmte Antwort: Es ist ursprünglich auch Begrenztheit, so ursprünglich wie der reine Wille selbst, auf diese Begrenztheit wird der reine Wille auf mannigfaltige Weise bezogen, und in dieser Beziehung wird er selbst ein Mannigfaltiges.
Die Sache der Reflexion ist lediglich diese Beziehung auf diese Synthesis. Sie kann nun geschehen oder nicht, so oder anders, und so ist der oben aufgestellte Satz: Ich bin frei, in dem Mannigfaltigen zu reflektieren, auf welches ich will, verständlich. Durch diese Reflexion wird der Wille auf die Begrenztheit bezogen, auf mannigfaltige Weise, und ihr entstehen die mannigfalitgen Objekte. Die Reflexion ist lediglich ein synthetisches Vermögen.
Dies ist ein wichtiger Satz für das Ganze. Alles empirische Wllen, Denken etc. beruht auf dieser Synthesis des reinen Wollens und der ursprünglichen Beschränktheit. Beides ist dem empirischen Bewusstsein gegeben, vor allem Bewusstsein da; aber die Synthesis ist nicht ursprünglich, sondern hängt von der Reflexion ab.
ζ. Nur in wiefern es möglich ist, mich in verschiedener Rücksicht anzusehen, ist Bewusstsein möglich. Das unter δ Aufgestellte:
Ich muss mich in derselben Rücksicht setzen als seiend und nicht
seiend, muss wahr sein, denn es ist die Bedingung des Bewustseins.
Mein reines Wollen ist
anschaulich dargestellt in meinem Leibe, dieser ist die sinnlich Kraft,
und diese müsste es sein, die sich anschauen ließe in verschiedener
Rücksicht. Ich müsste //164//dasselbe
X wollen oder (synthetisch betrachtet) tun können, was ich in anderer
Rücksicht nicht wollen, nicht (in synthetischer Hinsicht) tun könnte.
Also meine ganze sinnliche Kraft müsste angesehen werden können in
doppelter Rücksicht. Dies gäbe eine inneres und ein äußeres Organ, und
beide müssten in dem Verhältnis stehen, dass mit dem einen geschähe, was
mit dem anderen nicht geschehen könnte.
Alles, was ich
wahrnehme, alle Objekte sind nichts anderes als etwas meine Wirksamkeit
Hinderndes, aber dass meine Wirksamkeit gehindert sei, weiß ich nur,
inwiefern sie für mich vorhanden ist. Durch das äußere Organ ist sie
nicht da, aber durch das innere wird sie nachgeahmt. (Ich kann nichts
hören, außer in wiefern ich den Ton innerlich nachahme.)
Hierauf gründet sich alle Wahrnehmung.
Sollte er es etwa so gemeint haben: 'Objektiv' sind lediglich elektrochemische Meldungen meiner Sinneszellen an meine Neuronen; hören, sehen, riechen und irgendetwas fühlen kann ich überhaupt nur, weil das Zusammenspiel der Neuronen mir diese Eindrücke vor stellt - ?
Wie verhält es sich mit der ursprünglichen Reflexion, die aller anderen vorauszusetzen ist? Antwort: Ich
reflektiere auf mein Wollen; dies erscheint mir als Tun; und dies
mein Wollen ist möglich und nicht möglich. Möglich innerlich, nicht
möglich äußerlich. Innerlich und äußerlich heißt das innere und äußere
Organ, welches selbst nichts anderes ist als meine Kraft, angesehen in
doppelter Hinsicht.
Wollen und Tun ist
einerlei. Wollen ist es, wenn es bloß gedacht wird, Tun ist es, wenn es
nur angeschaut wird. Hier erhalten wir die Auflösung der Frage: Wie ist
unsere Kausalität, unsere Wirksamkeit in der Sinnenwelt möglich? Wollen
und Wirken ist nichts als Wollen. Die Wahrnehmung unserer Wirksamkeit
ist nichts als die Wahrnehmuung unseres gedachten reinen Wollens.
Alles unser Wirken ist
nichts als Denken, das Einzige, was wir mit Freiheit vermögen, ist das
Denken, denn wir sind nichts anderes als Intelligenzen.
Ich kann nicht wollen,
was nicht wird; alles, was ich kann und nicht wirkliche tue, will ich
nicht, sondern es ist ein bloßer ohnmächtiger Wunsch.
Dozent nimmt Begehren in einem andren Sinne und setzt es dem Wollen entgegen als das bloß ideale Denken des Wollens. Bei Kant aber ist das Begehrungsvermögen der genetische Begriff des Wollens und der Willkür.
4) Ich, das Reflektierende, beschreibe innerlich, was ich äußerlich nicht kann, und danach wird erst für mich eine Wahrnehmung. Wie erhalte ich nun diese Erkenntnis des Nichtkönnens? Dies weiß ich durch Gefühl. Aber woher kommt denn das Gefühl? Gefühl ist Affektion meiner selbst, aber nicht in der Zeit. Es sind nicht Dinge, die in diesem Momente so und in einem andern wieder anders einwirken; dies wäre transzendent. Das Gefühl oder das Gefühlsvermögen ist die unmittelbare Beziehung der Beschränktheit unseres Willens auf die Reflexion.
Der Wille ist ursprünglich beschränkt, und dadurch wird er ein Wille. Diese Beschränktheit ist aber nicht für das Ich, und das Ich ist nicht für sich, das Ganze Idee [sic]. Jetzt aber tritt Reflexion ein, und zwar die absolut freie Reflexion, diese strebt, auf den Willen in der Totalität in beiden oben angegebenen Richtungen zu reflektieren. Dies kann sie aber nur in der einen Rücksicht, im inneren Organ, beschreiben. Die Reflexion ist das in der Zeit Beschränkte, und die unmittelbare Äußerung dieser Beschränktheit ist das Gefühl.
Ich fühle, in wiefern ich empirisch bin. Das, was nur empirisch sein kann, ist das Reflexionsvermögen, das in der Zeit beschränkt ist. Das ursprünglich Beschränkte ist der Wille, folglich müsste die Reflexion auf den Willen beschränkt sein.
Keine Reflexion ohne Gefühl et vice versa, denn durch das Gefühl gibt das Ich der Beschränktheit Etwas hin.
Nota II.
Ich glaube fast, unter 'Gefühl' versteht er bloß das Bemerken der Willensanstrengung in dem Moment, wo ich meine Aufmksamkeit auf etwas richte.
§ 14. [Zusammenfassung]
Der reine Wille ist unmittelbares Objekt alles Bewusstseins und aller Reflexion (§ 13);
aber die Reflexion ist diskursiv; er, der reine Wille, müsste sonach
ein Mannigfaltiges sein. Dies ist er ursprünglich nicht, sondern wird es
erst durch Beziehung auf seine Beschränktheit, wodurch er Wille wird,
in der Reflexion selbst, welche absolut frei ist, und deren Freiheit und
ganzes Wesen überhaupt in dieser Beziehung besteht, teils dass sie
überhaupt geschehe, teils dass sie so oder anders geschehe. Diese
Reflexion erscheint als ein Wollen, in wiefern sie selbst bloß gedacht,
und als ein Tun, in wiefern sie angeschaut wird. Und sie ist der Grund
alles empirischen Bewusstseins.
Im einzelnen Akte
derselben erblickt das Vernunftwesen sich in doppelter Rücksicht, teils
als beschränkt, teils als handelnd in der Beschreibung der Beschränkung;
das erste äußerlich, das letzte innerlich, und dadurch schreibt es sich
zu ein Organ überhaupt, und dieses als innerliches und äußerliches. Die
Beziehung der Beschränktheit auf die Reflexion ist das Gefühl. Das
Beschränkende ist nur für die ideale Tätigkeit im Denken der realen, und
so ist die unmittelbare Vereinigung der Erkenntnis des Objekts mit dem
Willen erklärt
Nota.
Das ist wahr: Bisher erschien das Gefühl als
ein "unerklärliches Erstes"; wahr ist aber auch, dass nichts mich daran
hindert, nach seiner Ursache dennoch zu fragen: Die Unerklärlichkeit
wäre bloße Behauptung, so dogmatisch wie die Rückführung des Gefühls
auf 'Dinge', wodurch unter der Hand das fühlende Ich selber zu einem Ding unter anderen würde.
Löst die folgenden Zusammenfassung des § 14 diese Schwierigkeit auf?
Die Aufgabe ist: Wenn
das Gefühl etwas Wirkliches sein soll, muss es durch ein Wirkliches
veranlasst sein: etwas, das in Raum und Zeit vorkommt; etwas, das wir
gewöhnlich ein 'Ding' nennen; es soll aber nicht aus einer Wirkung des
Dinges hervorgehen, sondern aus einer Tätigkeit des Ich; einer realen,
auf welche die ideale reflektiert. Dann ist das Ich, das da real und ideal tätig war, die Substanz, das Ding bleibt Akzidens. Und das Gefühl ist erst 'es selbst' durch die ideale Tätigkeit = Reflexion. Der Vermittlungspunkt wäre die Vorstellung von einem Organ.
Ist es das, was man aus der Zusammenfassung von § 14 herauslesen kann? Oder müsste man es gewaltsam hineinlesen? (Manchmal wünschte ich, ich hätte mich aufs Kommentieren gar nicht erst eingelassen.)
Wir können nur nach unseren Denkgesetzen erklären, und nach diesen muss die Antwort auf unsere Frage ausfallen. Unsere //167// Erklärung ist damit auch nicht an sich gültig; denn die Frage ist: Wie kann ein Vernunftwesen sein Bewusstsein erklären?
Nun müssen wir zu Folge der Reflexionsgesetze zu allem Bestimmten ein Bestimmbares voraussetzen. Dies Gesetz haben wir bisher angewandt auf das Ich, welches Objekt der Philosophie ist. Nun aber ist der Philosoph auch ein Ich, folglich auch an dieses Gesetz gebunden. Das Ich ist sich selbst Objekt des Bewusstseins, sonach Subjekt und Objekt. Wir wollen beides auf einander beziehen. Zu diesem Behufe müssen wir beide auf einander beziehen als bestimmbar, sonach wird uns nach den Denkgesetzen das Ideale und Reale geschieden. Das Reale bedeutet nur das Objektive, das Ideale nur das Subjektive im Bewusstsein.
Beides wird nun besonders betrachtet als bestimmbar, und dieses Denken gibt uns das bloß Intelligibele. Das Intelligible ist sonach nicht an sich, sondern etwas für die Möglichkeit unserer Erklärung nach den Denkgesetzen Vorauszusetzenden. So behandelt es auch Kant, und jede andere Ansicht wäre transzendent.
Das Intelligible ist sonach nichts an sich, sondern etwas für die Möglichkeit unserer Erklärung nach den Denkgesetzen Vorauszusetzenden.
Dies nennt er ein Denkgesetz.
Ein Denkgesetz sei auch, dass wir zu jedem Bestimmten ein Bestimmbares denken müssen. Ein 'Gesetz' soll das sein? Es ist lediglich eine Explizitierung dessen, was im Verb 'bestimmen' vorgestellt wurde. Das Vorgestellte ist als Ganzes Eins, ein Singulum, und als ein solches kann darüber keine Aussage gemacht werden (de singularibus non est scientia), man muss es in sich selbst unterscheiden, um es dar stellen zu können; die 'Teile' nach einander wieder zusammensetzen.
Das Vor gestellte ist das Gemeinte. Gemeint wird die Handlung des Bestimmens. Überhaupt jeder 'Begriff' ist lediglich eine solche Handlung, die als Ruhe gedacht wird. Als Handlung 'hat' sie aber - denn das ist das im Bild der Handlung Gemeinte - wenigstens diese drei 'Teile': S p dass q.
'Gesetz' ist daran, dass man aus einem Gehalt nur herausholen kann, was er enthält - in transzendentalem Sinn: was man hineingetan hat. Es ist das Verhältnis von realer und idealer Tätigkeit.
Aber in wiefern ich beschränkt bin, bin ich irgend etwas nicht, was ich aber nicht bin, das ist für mich nicht da. Nun aber liegt die Beschränktheit außer mir; wie werde ich mir nun ihrer bewusst? Antwort: Sie liegt nur zum Teil außer mir. Äußerlich bin ich beschränkt, aber nicht innerlich, meine äußere Beschränktheit ahme ich innerlich nach.
Ich ahme die Beschränktheit meines äußeren Organs innerlich nach; ich sehe ein Objekt - ich kann in einen gewissen Raum nicht eindringen und beschreibe eben die Fläche, die erfüllt ist. Das innere Organ ist in dieser Theorie nie beschränkt. Schwierigkeit: Ich soll äußere Beschränktheit nachahmen, also ein äußeres Handeln, ich kann mir aber nichts einbilden, was ich nicht kenne; den Willen kenne ich, aber nicht das äußere Organ. Sonach bleibt ein Zirkel: Man bezieht sich auf die Beschränkung des äußern Organs; woher dieses [sic] selbst? -
Es steht so: Das, was ich wahrnehme, wird innerlich vollzogen, die Gestalt im Raume wird abgerissen durch die Einbildungskraft pp. Nun begreift sich, wie durch mein Organ eine solche Gestalt hervorgebracht werden kann, aber nicht, wie sie abgerisssen werden kann als durch das äußere Organ nicht zu bestimmen; und wie dem zufolge Objektivität angenommen werden könne. Es scheint, wir nehmen nur Einbildungen an. So ist - nichts erklärt. Lösung: Wir können nicht in der Versinnlichung bleiben, wir müssen auf den transzendentalen Standpunkt zurückgehen.
Das äußere Organ: das ist meine Sinnlichkeit; das innere Organ: das ist das Bild, was ich mir von jener mache. Im vorigen Eintrag war die Darstellung schließlich in der Sinnlichkeit angekommen. Wie wird das Sinnliche (nach allem Obigen müssten wir sagen: das Gefühl) zu einem Ideellen (zu einer bestimmbar-bestimmten Vorstellung)? Indem das innere Organ das äußere nachahmt: ab"bildet".
Das scheint eine bloße Wortspielerei zu sein; dass sie nichts begreiflicher macht als zuvor, gibt er zu und verweist uns auf den "transzendentalen Standpunkt" zurück. Die Sprache des Protokollanten wird undeutlich: War der Dozent undeutlich oder hat ihn bloß der Protokollant nicht recht verstanden? Wie dem auch sei: Der Versuch eines einstweiligen Zwischenberichts der Wissenschaftslehre ist nicht geglückt, aber man ahnt: Das war es, was er uns zeigen wollte.. 29. Januar 2017
Es wurde geredet von unsprünglicher Beschränktheit unseres Wesens, wodurch der Wille erst zum Willen wurde. Was sollte beschränt werden? Ein absolut Selbsttätiges, was nur selbsttätig ist. Die kann nicht wie ein Sein beschränkt werden, dem wohl eine innere Kraft angestammt sein mag, die aber an die Quantität des Dinges geknüpft ist. Vide Beispiel einer immer mehr zu verringernden Kugel.
So nicht //169// mit der Intelligenz, ihre Beschränkung soll stattfinden, ohne dass das Bewusstsein der aufgehobenen Realiät aufgehoben wird. Welche könnte es sonst sein? - (Beschränktheit, die bloß an die Tätigkeit also solche sich wendet, nicht aber an das Sein) nichts als Beschränktheit durch die Tätigkeit selbst - die Aufgabe, sich selbst zu beschränken, nicht eine sich aufdringende Beschränkung, sondern [eine,] die nur stattfindet, in sofern sie mit Freiheit aufgenommen wird. [sic] -
A) Was jene Begrenzung eines ursprünglichen Willens bedeuten soll, ist klar; es ist das Ganze der Beschränktheit als das Bestimmbare zu allen in der Zeit vorkommenden Bestimmungen, die ich mir auflegen soll. Der Grund liegt in meinem endlichen Wesen; dass ich diese oder eine andere aufnehmen soll, beruht auf meiner Individualität, alles andere ist transzendent. Der reine Wille ist nur der, den ich in der Zeit haben soll, vide Sittenlehre ca. [S.] 200. Antwort auf die Frage: Wer bin ich? Aber wer soll ich sein? Die Individualität ist bestimmt nicht durch ein Sein, sondern durch ein Gesetz, es ist vorgeschrieben für alle Zeit, was ich werden soll.
Ich kann keinen Zusammenhang herausfinden. Liegt es an Krauses Mitschrift? Fichte wünschte nicht, dass seine Hörer seinen Vortrag mitschreiben sollten, denn dann könnten sie sich nicht auf den Sinn konzen-trieren und das Vorgetragene nicht verstehen. Sie sollten sich lediglich Stichpunkte notieren und das Ganze zu Haus in ihren eigenen Worten rekonstruieren. - An dieser Stelle scheint Krause weder ganz das eine noch ganz das andere getan zu haben; der rote Faden geht verloren.
Angenommen, so sei es gemeint; einsichtig ist es aber nicht, vielleicht kommt das noch?
Beispiel im Allgemeinen
(Nur um deutlich zu werden. Wenn ich jemanden hören will, muss ich nicht reden, nicht physisch bin ich gezwungen, sondern nur hypothetisch, nach einer selbst angefügten Aufgabe als Zweck; die Beschränkung ist die des äußeren Sprachorgans; sie ist physisch nicht zu erklären.)
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